In der über 125-jährigen Geschichte des Berliner Mietervereins ist Edwin Massalsky ein Glücksfall. Noch nie zuvor hat ein Vereinsvorsitzender 30 Jahre lang die Geschicke gelenkt. Mit preußischer Zielstrebigkeit und kaufmännischem Geschick hat er die Entwicklung zur mitgliederstärksten Mieterorganisation Deutschlands entscheidend mitgestaltet.
Es war eine turbulente Zeit, als Edwin Massalsky 1980 zum Berliner Mieterverein (BMV) kam. Innerhalb des Vereins rumorte es gewaltig. Als nach Auseinandersetzungen um das MieterMagazin ein Vorstandsmitglied seinen Rücktritt erklärte, wurde Edwin Massalsky am 24. November 1984 auf einer außerordentlichen Vertreterversammlung in den Vorstand gewählt – zunächst als Schatzmeister, 1987 wurde er dann Vorsitzender.
Aber auch wohnungspolitisch waren die 1980er Jahre bewegte Zeiten. Damals tobten in Berlin die Kämpfe gegen den sogenannten Weißen Kreis. Ein breites Spektrum von Mieterinitiativen organisierte den Widerstand gegen die Aufhebung der Mietpreisbindung.
Edwin Massalsky war ursprünglich in der Konkurrenzorganisation „Berliner Mietergemeinschaft“ organisiert. Nach einem Zerwürfnis aus politischen Gründen verließ er die Mietergemeinschaft und trat dem Mieterverein bei.
Eine der ersten Maßnahmen, die 1987 der neue Vorsitzende anging, war die kundenfreundliche Erweiterung der Öffnungszeiten. „Ich bin kein Jurist, sondern Kaufmann, ich habe gelernt, auf Kunden – sprich Mitglieder – zuzugehen“, meint der mittlerweile 71-Jährige. Damals hatte die Geschäftsstelle eine zweistündige Mittagspause, Mittwochnachmittags war ganz geschlossen. „Wir müssen für unsere Mitglieder da sein, wenn sie uns brauchen, und nicht wenn es uns passt“, findet Massalsky.
Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. 1980 hatte der Verein rund 15.000 Mitglieder. Zum Vergleich: Der Mieterverein der Stadt Köln hatte damals 40.000 Mitglieder. Heute ist der BMV mit rund 150.000 Mitgliedern der mit Abstand größte Mieterverein in Deutschland. Mit dem Wachstum einher ging eine starke Professionalisierung. „Ich kann mich noch gut erinnern, wie davor beispielsweise in Schulen die Beratung durchgeführt wurde, wo man auf viel zu kleinen Stühlchen saß“, so Massalsky.
Massalsky ist Kaufmann durch und durch. Auf die Finanzen hat er daher ein besonderes Augenmerk. „Ich habe immer aufgepasst, dass wir uns nicht übernehmen und dass mit den Mitgliedsbeiträgen sorgsam umgegangen wird.“
Massalskys Mitstreiter im Verein beschreiben ihn als pragmatisch, ohne ideologische Scheuklappen. Einer, der eher hinter den Kulissen agiert und dabei stets versucht, die Interessen des Vereins durchzusetzen. Dabei beweist er großes Verhandlungsgeschick, so zum Beispiel auch, als es um die Reform der Rechtsschutzversicherung ging. Auch im Beirat des Deutschen Mieterbunds (DMB) vertritt er die Vorstellungen des Berliner Landesverbandes mit Nachdruck. Diese Lobbyarbeit sei ein ganz wichtiger Teil der Arbeit.
Großen Wert legt er auf die Einbindung der ehrenamtlichen Mitarbeiter. Die Aktiven in den Bezirken unterstützen die Kampagnen des Vereins, organisieren Mieterversammlungen und Info-Stände und nehmen über die Bezirksparlamente Einfluss. In keinem anderen Landesverband des DMB haben Ehrenamtliche ein so starkes Gewicht wie beim BMV.
Auf Augenhöhe
Zu den Highlights seiner Vereinsarbeit zählt Massalsky den Mauerfall und den Zusammenschluss mit den Ost-Mieterorganisationen. Nachdem der Mieterbund der DDR entschieden hatte, geschlossen dem DMB beizutreten, versammelten sich die organisierten Ost-Berliner Mieter unter dem Dach des BMV. Stundenlang saß man damals zusammen und diskutierte. „Mir war immer ganz wichtig, dass es eine Partnerschaft auf Augenhöhe gibt und keine Bevormundung“, betont Massalsky.
Unzählige Stunden hat der Vorsitzende in den vergangenen 30 Jahren in Sitzungen, bei Delegiertenversammlungen, auf Tagungen verbracht. „Es hat sich gelohnt“, findet er. Dennoch wird der passionierte Segler und Tischtennisspieler in zwei Jahren nicht mehr für den Vorstand kandidieren. Dem Mieterverein will er trotzdem treu bleiben.
Birgit Leiß
So ist der Mieterverein organisiert
Neben dem dreiköpfigen Vorstand gibt es Bezirksgruppen mit gewählten Bezirksleitern. Vertreter dieser zwei Gruppen bilden im Wesentlichen den Beirat, in dem unter anderem über die Höhe der Mitgliedsbeiträge entschieden wird. Das höchste Beschlussorgan ist die Delegiertenversammlung. Einmal jährlich bestimmen hier rund 200 von den Mitgliedern gewählte Delegierte die mietenpolitischen und organisatorischen Richtlinien des Vereins. Auch die Wahl des Vorstands gehört zu den Aufgaben der Delegiertenversammlung.
bl
06.03.2015