Pressemitteilung Nr. 26/2015
„Eine erschwingliche Mietwohnung in Berlin zu finden wird immer schwieriger“, erklärte der Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, Reiner Wild, anlässlich einer vom Mieterverein erstellten Analyse von Wohnungsangeboten und der Veröffentlichung des Grundstücksmarktberichtes des Berliner Gutachterausschusses.
„Dem Berliner Mietwohnungsmarkt werden immer mehr Wohnungen durch die verstärkte Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen entzogen“, so Wild. Allein im Jahr 2014 wurden 11.296 Mietwohnungen in Eigentum umgewandelt, 23 % mehr als im Vorjahr. Seit 2004 wurden 62.663 Wohnungen zu Eigentum, das ist den Berichten über den Berliner Grundstücksmarkt des Gutachterausschusses für Grundstückswerte in Berlin zu entnehmen, dessen aktuellste Ausgabe (siehe Tabelle im Anhang) gestern veröffentlicht wurde. Bezirklicher Spitzenreiter ist nunmehr Friedrichshain-Kreuzberg. Mehr als 21 % aller neuen Umwandlungen (Anzahl: 2.403) fanden dort statt. Das ist besonders problematisch, weil in diesem Bezirk sich nur 7,8 % des gesamten Berliner Wohnungsbestandes befinden, die Zahl der Haushalte mit niedrigem Einkommen hoch ist und die Kaufkraft deutlich unter dem Berliner Durchschnitt liegt. „Das bedeutet, dass bezirksansässige Mieter mit mittlerem oder niedrigem Einkommen bei Wohnungswechsel in ihrem Bezirk mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Angebot mehr finden. Die sogenannte Gentrifizierung ist daher auch in 2014 weiter vorangeschritten“, konstatiert Wild. Überdurchschnittlich viele Umwandlungen fanden zudem in Pankow (1.657) und Charlottenburg-Wilmersdorf (1.438) statt. Die Anstiege sind besonders hoch in Neukölln, Treptow-Köpenick und Spandau, dort allerdings auf einer sehr niedrigen Basis.
Zahlreiche Eigentumswohnungen werden zwar vermietet, eine aktuelle Analyse des Berliner Mietervereins zeigt jedoch, dass derzeit schon mehr Eigentumswohnungen im Angebot sind als Mietwohnungen. „Knapp 61 % aller Wohnungsangebote sind Eigentumswohnungen und stehen nicht zur Anmietung zur Verfügung“, erklärt Reiner Wild. Der Berliner Mieterverein hat beim größten Internetanbieter von freien Wohnungen, Immobilienscout24, eine Tagesauswertung vom 18. August 2015 vorgenommen. Danach konnten 12.633 Wohnungen aus allen 12 Bezirken gefunden werden, davon 7.697 (60,93 %) zum Erwerb und nur noch 4.936 (39,07 %) zur Anmietung (nähere Informationen in der beigefügten Tabelle). Lediglich in den Bezirken Marzahn-Hellersdorf, Neukölln, Reinickendorf und Spandau überwiegt bei den Angeboten noch der Mietwohnungsanteil. Besonders dramatisch ist die Situation wiederum in Friedrichshain-Kreuzberg, wie nach dem Grundstücksmarktbericht zu erwarten war. Den 912 Kaufangeboten standen nur 334 Mietangebote gegenüber, was nur noch einen Anteil von 26,81 % ausmacht. Anders ausgedrückt, nur noch eine von 4 angebotenen Wohnungen kann angemietet werden, 3 stehen zum Kauf zur Verfügung. „Hier drückt sich nach unserer Einschätzung bereits ein Überangebot an Eigentumswohnungen aus, denn viele dieser Wohnungen stehen lange leer“, so Wild. „Ist die Wohnung mehr als 6 Monate leerstehend, liegt ein Verstoß gegen das Verbot der Zweckentfremdung von Wohnraum vor. Würde dies konsequent verfolgt, könnte ein Teil der Eigentumswohnungen sicher auch zur Miete vergeben werden.“
„Für das Jahr 2015 erwarten wir allerdings eine abgeschwächte Umwandlung in Eigentumswohnungen, denn im ersten Halbjahr wurde vom Senat für sogenannte Milieuschutzgebiete ein Genehmigungsvorbehalt für die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen eingeführt.“ Für Friedrichshain-Kreuzberg und Prenzlauer Berg könnte ein weiterer Anstieg des Eigentumsanteils gekappt werden. „Wir appellieren nun vor allem an die Bezirksämter Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte, Neukölln und Treptow-Köpenick, endlich Gebiete mit sozialer Erhaltungsverordnung festzulegen, damit auch in diesen Bezirken mit dem Schutz vor Verdrängung begonnen wird“, so Wild.
Anlagen:
Tabelle über Umwandlungen in Berlin [PDF, 1 Seite]
Auswertung der Immobilienscout24-
Wohnungsangebote vom 18. August 2015 [PDF, 1 Seite]
03.03.2018