Überrascht stellten die Mieter des Hauses Kantstraße 41/42 eines Tages fest, dass die Wohnungen in ihrem Haus als möblierte Unterkunft für Studierende aus Indien im Internet angeboten werden. Dabei sollen die Nachkriegsbauten angeblich abgerissen werden.
Die Kantstraße 41-43 wird, ebenso wie die Leibnizstraße 72/73, seit Anfang 2021 entmietet. Den Mietern der Kantstraße wurde ein Gutachten des einschlägig bekannten Prof. Manfred Puche vorgelegt, wonach ein Abriss und Neubau die wirtschaftlichste Lösung darstelle. In Auftrag gegeben hatte es der Eigentümer der Grundstücke, die Leibniz Projektentwicklung GmbH.
Die Mieter berichten, dass auf Mängelanzeigen schon länger nicht mehr reagiert werde. Der Fahrstuhl habe drei Monate lang nicht funktioniert, ein Wasserschaden im Eingangsbereich der Kantstraße 42 wurde nur provisorisch abgedeckt. Immer wieder klingele unangemeldet eine „Wohnungsmediatorin“ an der Tür, um sie bei der Wohnungssuche „zu unterstützen“, so ein Mieter: „Uns wurde gesagt, dass wir, wenn es hart auf hart kommt, mit keiner Unterstützung durch den Eigentümer mehr rechnen können.“ Viele sind ausgezogen, zum Teil in Ersatzwohnungen oder gegen Abfindungen. In die freigezogenen Wohnungen ziehen Studierende aus Indien ein.
Die Nachfrage beim Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf hat ergeben: Eine Abrissgenehmigung liegt nicht vor, und wegen der nun geltenden Vorschriften des Milieuschutzes werde sie auch nicht erteilt, so Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Bündnis 90/Die Grünen).
Die ursprüngliche Planung des Eigentümers habe zwar einen – nicht positiv beschiedenen – Abriss vorgesehen, doch nun seien lediglich drei Neubauten im Hof geplant. Die Bestandsbauten blieben von dieser Planung unberührt, heißt es aus dem Stadtentwicklungsamt. Ein Bauantrag liegt derzeit noch nicht vor. Kein Grund also für die Mieter, sich vertreiben zu lassen.
Birgit Leiß
21.09.2021