Ein illegales Quotenkartell zu Lasten des Berliner Energieversorgers Gasag könnte über Jahre hinweg die Preise zu hoch gehalten haben. Nun werden Forderungen laut, die davon betroffenen Kunden zu entschädigen.
Die rund 550.000 Berliner Kunden des Energieversorgers Gasag könnten – einem Spiegel-Bericht zufolge – jahrelang zu hohe Gaspreise bezahlt haben. Wie das Nachrichtenmagazin Anfang April schrieb, haben womöglich der Düsseldorfer Eon Ruhrgas-Konzern und die französische Gaz de France (heute: GDF Suez) seit Ende der 90er Jahre die Gaspreise der Gasag illegal abgesprochen. Demnach sollen sie sich mit dem ostdeutschen Lieferanten VNG im Jahr 1999 geeinigt haben, 20 Jahre lang den Gasbedarf der Gasag unter sich aufzuteilen sowie den Preis an den Ölpreis zu binden. Eon und GDF Suez sind Hauptanteilseigner des Berliner Energie-Konzerns sowie dessen Hauptlieferanten. Die Vorwürfe dieser illegalen Absprachen erhebt Karl Kauermann, ehemaliges Aufsichtsratsmitglied der Gasag.
Im Zuge der Finanzkrise sank der Gaspreis, nicht aber der Preis für Öl. Daher blieb die Gasag an die hohen Bezugskosten für Erdgas gebunden und soll infolgedessen Verluste von über 100 Millionen Euro erzielt sowie massiv Kunden verloren haben.
Der energiepolitische Sprecher der Berliner SPD-Fraktion, Daniel Buchholz, fordert nun eine Entschädigung der Gasag-Kunden. „Sollte sich herausstellen, dass tatsächlich ein dreistelliger Millionenbetrag zu viel an Eon Ruhrgas und GDF Suez gezahlt wurde, haben die Kunden ein Recht auf Erstattung.“
Die Gasag wiegelt ab. Zwar bestätigt sie, dass sie bereits im April 2011 eine Klage gegen GDF Suez eingereicht sowie eine Schiedsklage gegen Eon erhoben habe. Aber Sprecher Klaus Haschker sieht die Kunden von dem Quotenkartell nicht betroffen: „Das ging nicht zu ihren Lasten.“ Die zu hohen Bezugskosten, die die Gasag hatte, seien wegen des starken Wettbewerbsdrucks nicht an die Kunden weitergegeben worden.
Wiebke Schönherr
MieterMagazin 5/12
Hat die Gasag 100 Millionen Euro verbrannt?
Foto: Sabine Münch
30.03.2013