Jährlich werden in Deutschland rund 410.000 Tonnen Bisphenol A (BPA) verarbeitet – als Ausgangsstoff für die Herstellung von Lebensmittelverpackungen, Plastikgeschirr, CDs, aber auch in Epoxidharzen für die Innenauskleidung von Wasserrohren, in Klebstoffen, Fugenmörteln und Bodenbelägen. Das Problem: BPA ist gesundheitsschädlich.
Beim Erhitzen oder unter Einwirkung von Säuren und Laugen kann BPA freigesetzt werden. Bereits in kleinen Mengen kann es dann zu gesundheitlichen Schäden führen – zum Beispiel kann es die Entwicklung von Föten und Kleinkindern beeinträchtigen und bei Männern die Spermien-Entwicklung hemmen.
In großem Umfang wird BPA auch in Kunstharzen verwendet, die bei der Sanierung von Wasserrohren für deren Innenauskleidung eingesetzt werden. Beim kurzzeitigen Erhitzen des Wassers in den Leitungen, zum Beispiel um Legionellen abzutöten, kann es ins Trinkwasser gelangen. In rund 100 000 Wohnungen bundesweit könnten die Rohrleitungen seit 1987 mit dem „Relining“ genannten preisgünstigen Verfahren saniert worden sein, schätzen Fachleute. Genaue Zahlen gibt es nicht. Inzwischen rät selbst der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) nicht mehr zu diesem Verfahren. Mieter können ihren Vermieter auf diesen Sachverhalt aufmerksam machen beziehungsweise anregen, dass die Rohre ausgetauscht werden.
Wasser zum Trinken und Kochen sollte nur aus der Kaltwasserleitung entnommen werden. Ingrid Chorus, Abteilungsleiterin Trink- und Badebeckenwasserhygiene beim Umweltbundesamt, bestätigt: „Bislang sind aus Kaltwasserleitungen keine BPA-Konzentrationen oberhalb von 0,001 Milligramm pro Liter bekannt geworden.“
Der BUND fordert, dass Hausbesitzer und Wohnungsbaugesellschaften gänzlich auf das Relining-Verfahren verzichten und für Trinkwasser ein verbindlicher BPA-Grenzwert eingeführt wird. Sicher ist sicher.
Rainer Bratfisch
MieterMagazin 5/12
Mögliche BPA-Belastung: Wasser zum Trinken und Kochen im Zweifelsfall aus dem Kaltwasserhahn entnehmen
Foto: Sabine Münch
17.12.2015