Noch immer ist der größere Teil der privaten Stromverbraucher Kunde im teuren örtlichen Grundversorgertarif. Dabei geht der Wechsel zu einem preiswerteren Angebot jetzt noch schneller. Allerdings: Viele Verbraucher haben keine Ahnung, wieviel Strom sie verbrauchen und was sie dafür zahlen.
Das Ergebnis einer unter 2000 Verbrauchern durchgeführten Forsa-Umfrage überraschte Gunnar Will, Mitarbeiter der Deutschen Energieagentur (dena): „Nur 35 Prozent der Deutschen kennen die genaue Höhe ihrer Stromkosten.“ Ein knappes Drittel hat eine ungefähre und weitere 32 Prozent haben keinerlei Ahnung, was sie für Strom ausgeben.
Dabei fallen besonders die Jüngeren bis 29 Jahre durch einen offenbar sorglosen Umgang mit den Kosten auf. Im Alter von 30 bis 60 wissen über 70 Prozent der Befragten – wenn nicht genau, so doch immerhin in etwa -, wie hoch ihre Stromrechnung ist. Immerhin: Seit 2005 nimmt die Zahl der Ahnungslosen in kleinen Schritten ab, die der Informierten stetig zu.
Überraschend ist auch der vom „Bundesverband neuer Energieanbieter“ ermittelte Sachverhalt, dass zehn Jahre nach der Liberalisierung des Strommarktes noch immer 44 Prozent der Verbraucher Kunde in einem Grundversorgungstarif ihres örtlichen Anbieters sind – nur 15 Prozent haben ihren Stromlieferanten gewechselt. Der weitaus größte Teil ist beim bisherigen Versorger, wenn auch in einem günstigeren Tarif, geblieben.
Dabei geht der Wechsel nicht nur leicht vonstatten – in der Regel kümmert sich der neue Versorger um alle Formalitäten -, es geht jetzt auch flotter als zuvor: Seit 1. April darf der Wechsel maximal drei Wochen in Anspruch nehmen.
Bei allem Spielraum, den diese Zahlen an möglichen und notwendigen Änderungen im Verbraucherverhalten dokumentieren, verweisen dena und Verbraucherschützer darauf, einen ins Auge gefassten neuen Versorger auf Solidität zu prüfen. Langfristige Vertragslaufzeiten von ein oder zwei Jahren erfordern eine besonders sorgfältige Kosten-Nutzen-Rechnung.
Udo Hildenstab
MieterMagazin 5/12
Besonders jüngere Leute kennen weder ihren Stromverbrauch noch ihre Kosten
Foto: Christian Muhrbeck
19.03.2013