Auf Berliner Höfen wird ab Januar kommenden Jahres ein einheitlicher Wertstoffbehälter stehen, der die orange und die gelbe Tonne ersetzen wird. Der Kompromiss, der die Interessen von Privatwirtschaft und kommunalem Entsorger unter einen Hut bringen will, ist für den Kunden mit einem Nachteil verbunden.
Über einen langen Zeitraum war die Sache klar: Verpackungsmüll gehört in die „Gelbe Tonne“. Für deren Abfuhr sorgte in Berlin der private Entsorger Alba – kostenlos, denn im Rahmen des „Dualen Systems“ hatte der Handel dafür aufzukommen. Doch mit fortschreitender Mülltrenntechnik und steigenden Rohstoffkosten wurde Müll immer wertvoller: Alba bot ab 2005 eine „Gelbe Tonne plus“ an, in die der Verbraucher neben Verpackungsmaterial auch Elektrokleingeräte sowie Gegenstände aus Holz, Metall und Plastik werfen konnte – Müll, den der Verbraucher auf den Recycling-Höfen der Berliner Stadtreinigung (BSR) abzuliefern hatte.
Die BSR rüstete 2010 nach und brachte eine „Orange Box“ auf die Höfe der Berliner, ebenfalls befüllbar mit Elektroschrott, Holz-, Plastik- und Metallgegenständen, zusätzlich auch noch mit Alttextilien – nicht jedoch mit Verpackungsmaterial, denn das war weiter der privaten Gelben Tonne vorbehalten.
Klar war: Dieses kunterbunte Trennkonzept überforderte so manchen Verbraucher. Gleichzeitig eskalierte der Streit um die immer wertvollere Ressource Müll. Alba sollte nach Ansicht der Berliner Umweltverwaltung die „plus“-Leistung seiner Gelben Tonne wieder streichen, das Unternehmen konterte, sein Angebot im Gegenteil ausweiten zu wollen.
Im April hat nun der auch für Umwelt zuständige Berliner Stadtentwicklungssenator Müller einen Kompromiss zwischen Stadtreinigung und der privaten Abfallentsorgungswirtchaft bekannt gegeben: Künftig werden alle Wertstoffe, die bisher in der gelben und der orangen Tonne erfasst wurden, in einem einheitlichen Behälter (Arbeitsname:“Klimatonne“) erfasst.
Gemäß ihrem bisherigen Mengenanteil werden 12 Prozent der Wertstoffmenge von der BSR entsorgt, der Rest wird von einem privaten Unternehmen abgefahren, das wiederum im Rahmen eines Wettbewerbs für die nächsten drei Jahre gefunden werden muss.
Doch die Sache hat einen Haken – und den bekommt der Verbraucher zu spüren: Nicht alles, was bislang in die „Gelbe Tonne plus“ oder die „Orange Box“ geworfen werden konnte, kann ab 1. Januar 2013 auch in dem neuen gemeinsamen Behältnis mit dem beruhigenden Namen entsorgt werden: Elektrokleinteile, Holz und Alttextilien bleiben ausgenommen. Für deren Entsorgung muss der Verbraucher künftig wieder zeitaufwendig die Sammelhöfe der Stadtreinigung ansteuern.
Udo Hildenstab
MieterMagazin 6/12
Müll wird zunehmend zur wertvollen Ressource, um die gerungen wird
Foto: Christian Muhrbeck
Über den Müllstreit zwischen BSR und Alba berichtete das MieterMagazin in seiner Ausgabe 9/2010, Seite 26:
„Mülltrennung: Kampf um die Wertstoffe“.
30.03.2013