Dunkle Flecken an Wänden, muffige Gerüche hinter Schränken – Schimmel ist keinesfalls nur ein Winterproblem. Zu Beginn der warmen Jahreszeit ist die Luft im Freien feuchter und kann innen nasse Wände verursachen. Experten raten deshalb: Eher nachts lüften, wenn es auch draußen kühl ist.
Endlich wieder Sommer vorm Balkon. Wir machen alle Fenster auf und lassen herein, was uns so lange gefehlt hat: das Grün der Kastanie, Vogelgezwitscher und Kinderlachen im Hof. „Machen Sie die Fenster lieber wieder zu!“, rät aber Thekla Hielscher. Die Ingenieurin ist nicht etwa unromantisch – sie kennt ganz einfach das Problem: „Schimmelbildung wird zwar meist mit der Heizperiode im Winter in Zusammenhang gebracht“, erklärt die Sachverständige, „aber auch im Sommer tritt das Problem auf. Dies hat physikalische und biologische Ursachen.“
Je wärmer die Luft ist, umso mehr Feuchtigkeit kann sie aufnehmen“, erklärt Thekla Hielscher. So kann 20 Grad Celsius warme Luft eine Wasserdampfmasse von maximal 18,4 Gramm pro Kubikmeter mit sich führen – die Luftfeuchtigkeit beträgt in diesem Fall 100 Prozent. Das heißt: Mehr geht nicht – der Taupunkt ist erreicht. Trifft diese Luft auf eine kühlere Oberfläche, gibt sie Feuchtigkeit als Kondenswasser ab. „Das können Außenmauern sein“, sagt sie, „die ja gerade jetzt zu Beginn des Sommers noch nicht so aufgewärmt sind, aber durchaus auch kalte Rohre oder kühle Gegenstände im Zimmer.“ Das Phänomen kennt jeder, der im Sommer kalte Getränke in seinem Kühlschrank hat: Wer sich dann bei großer Hitze ein eiskalte Limonade eingießt, muss die Tropfen abwischen, die außen am Glas herunterlaufen.
Mauern lassen sich indessen nicht so einfach abwischen. Expertin Hielscher: „Hier muss man dafür sorgen, dass die Feuchtigkeit rasch wieder trocknet – das heißt, man muss eben gegebenenfalls den Raum auch jetzt mal durchheizen.“ Feuchtigkeit, die an den Wänden zurückbleibt, bildet einen Nährboden für die verschiedensten Arten von Schimmelpilzen, deren Sporen in den Sommermonaten übrigens in ihrer höchsten Konzentration in der Luft vorhanden sind. Darunter sind auch solche, denen schon eine minimale Oberflächenfeuchtigkeit ausreicht, um zu wachsen.
Schlafzimmer sind besonders betroffen, da nachts durch Transpiration Feuchtigkeit an die Betten abgegeben wird – und dort halten sich diese sogenannten xerophilen Schimmelpilze auf, die mit wenig Feuchtigkeit auskommen. Zu einer Freisetzung von Sporen kommt es mit jedem Aufschütteln der Betten.
Organische Nährböden
„Schimmelpilze wachsen auf organischem Untergrund“, so Thekla Hielscher. Und der wird auch für viele Baustoffe verwendet: Mit Gipskarton werden Decken abgehängt oder Rohre verkleidet, Wände werden tapeziert oder auch mit organischen, sogenannten Dispersionsfarben gestrichen. Die Bausachverständige: „Mein Tipp für Räume, die schimmelpilzgefährdet sind: man sollte mineralische also Silikatfarben oder auch mineralischen Putz verwenden – das ist schon mal ein guter Schutz.“
Und ansonsten gilt: „Lüften sollte man besser in den kühlen Nacht- und frühen Morgenstunden.“
Rosemarie Mieder
MieterMagazin 6/12
Foto: epr
Souterrain und Keller sind im Sommer besonders schimmelgefährdet, weil die Raumluft wärmer ist als die Wände
Foto: Christian Muhrbeck
Rat und Tat
Nicht auf die leichte Schulter nehmen
Schimmelpilze erzeugen nicht nur schlechte Gerüche, sie können zu Schäden an der Bausubstanz führen – vor allem aber schaden sie der Gesundheit. Pilzsporen werden über Atemwege oder die Haut aufgenommen. Vermutlich sind einige Arten für Lungenerkrankungen und Allergien verantwortlich. Bei einem Schimmelbefall in einem Zimmer sollte die Tür bis zur Behebung des Schadens möglichst geschlossen bleiben, denn die Sporen verteilen sich über die Luft in der ganzen Wohnung. Bei großflächigem Befall muss auf jeden Fall ein Fachmann zu Rate gezogen werden.
rm
11.06.2018