Bereits die alten Römer befiel mindestens einmal im Jahr ein Putz-Zwang. Februar kommt vom lateinischen „februare“ (reinigen). In Persien wurde zum Noruz, dem Neujahrsfest, das Haus gesäubert. Auch wenn es bis zum nächsten Frühjahrsputz noch etwas hin ist: Es putzt sich besser, wenn man sich rechtzeitig von Möbeln, Geschirr, Büchern und Ähnlichem trennt, das man nicht mehr braucht. Auch ein Umzug zwingt oft zum „Ausmisten“. Aber wohin mit den ausrangierten Dingen – besonders dann, wenn sie noch gut und brauchbar sind?
Monika D. wohnt seit 1982 in einer Dreizimmerwohnung in der Landsberger Allee in Alt-Hohenschönhausen. Jetzt, nachdem die Kinder ausgezogen sind, sucht sie eine kleinere Wohnung, die sie sich auch leisten kann, wenn sie demnächst in Rente geht. Sie weiß, dass sie sich dann von vielen Dingen, die ihr ans Herz gewachsen sind, trennen muss. Aber sie sieht den Umzug auch als Chance, sich neu einzurichten – und technisch „aufzurüsten“: Ein HD-Fernsehgerät steht auf der Wunschliste, ein energiesparender Kühlschrank, vielleicht auch eine neue Küche. So wie ihr geht es vielen Mietern. Und wie auch andere überlegt sie, ob angesichts zunehmender Armut, steigender Rohstoffpreise und der Notwendigkeit der Ressourcenschonung Möbel, Haushaltsgeräte, Geschirr und so weiter unbedingt in den Müll wandern müssen.
Warum nicht erst einmal im Verwandten- und Bekanntenkreis und in der Nachbarschaft fragen, ob jemand die überflüssig gewordenen Dinge braucht? Was kann kostenlos an Bedürftige abgegeben werden, was kann über An- und Verkauf-Läden, Antiquariate, Antiquitätengeschäfte, Kleinanzeigen oder ein Auktionsportal verkauft werden? Was gehört in den Sperrmüll?
In zahlreichen Supermärkten kann man per Aushang kostenlos Dinge zum Verkauf anbieten. Wichtig sind ein Foto und eine genaue Beschreibung des Gegenstandes. Beim Verkauf sollte immer die Gewährleistung ausgeschlossen werden, sonst haftet der Verkäufer dafür, wenn zum Beispiel der Kühlschrank nach kurzer Zeit nicht mehr funktioniert.
Märkte im Internet
Für Bücher, Schallplatten, CDs, DVDs, Software, Computerspiele, Handys, iPhones, iPods , iPads, Digitalkameras und sonstige Elektronik gibt es Ankaufportale im Internet, die nach Eingabe der ISBN-Nummer der Bücher oder der Titel der DVDs einen Preis anbieten. Das Porto wird erstattet. Für eine Auktion bei „eBay“ oder einem anderen Portal ist der Aufwand höher, aber nicht selten lässt sich dort ein besserer Preis erzielen.
Buch-, Platten und CD-Antiquariate kaufen meist nur nach Vorlage ausführlicher Listen. Hat sich genug angesammelt, ist ein Verkauf auf dem Flohmarkt eine Alternative. Per Inserat kann man auch zum Flohmarkt in der Wohnung einladen.
Alttextilien und Schuhe können in die Altkleidercontainer des Deutschen Roten Kreuzes oder anderer Organisationen gebracht werden.
In den Umsonstläden kann man funktionstüchtige Sachen abgeben. Für Möbel, Elektrogeräte und Gebrauchsgegenstände lassen sich über den kostenlosen Online-Tausch- und Verschenkmarkt der Berliner Stadtreinigung (BSR) Interessenten finden. Die BSR veröffentlicht auf ihrer Homepage aktuelle Adressen von karitativen Einrichtungen, die Sachspenden an Bedürftige weiterreichen.
Was nicht zu verkaufen ist oder auch von wohltätigen Organisationen nicht angenommen wird, gehört in den Hausmüll, die Wertstofftonnen, den Sperrmüll oder in die Container des Recyclinghofs. Zahlreiche Firmen haben sich auf komplette Entrümpelungen und Haushaltsauflösungen spezialisiert. Aber der Service ist nicht billig.
Rainer Bratfisch
MieterMagazin 10/12
Zu schade zum Wegwerfen? Aber bitte nicht im Treppenhaus „anbieten“
Foto: Sabine Münch
Adressen für Sachspenden:
www.fairkaufhaus.de
Tel. 35 10 51 62
www.motz-berlin.de/motz-der-laden.php
Tel. 691 34 32
www.rabauke-ev.de
Tel. 61 30 61 61
Sperrmüllabfuhr/BSR Service Center:
Montag bis Freitag von 7 bis 19 Uhr,
Samstag von 8 bis 14 Uhr
Tel. 75 92-49 00 oder
www.bsr.de/6081.html
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Eine Berliner Erfindung
Eine Berliner Erfindung sind die Giveboxen (Freeboxen, Shareboxen) – offene, überdachte Häuschen oder Regale, in denen man gratis alles anbieten kann, was hineinpasst: Küchenutensilien, Bücher, CDs, DVDs, Kleidungsstücke, Spielzeug, Radios, Fernsehgeräte und so weiter. An einer Pinnwand können größere Gegenstände annonciert werden. Die erste Box stand im Sommer 2011 in der Steinstraße in Mitte, inzwischen ist das Modell auch im Ausland erfolgreich. Das Motto: „Sharing is caring“ (Teilen heißt, sich zu kümmern). „Ladenhüter“ sollen die Spender nach zwei Wochen wieder mitnehmen. Aber das System funktioniert: Selten bleibt etwas länger als einen Tag in der Box.
rb
30.01.2022