Der Berliner Wohnungsmarkt hat sich im vergangenen Jahr noch einmal angespannt. Das ist das zentrale Ergebnis der Experteneinschätzung, die die Investitionsbank Berlin kürzlich veröffentlicht hat. Ein ausgeglichenes Verhältnis von Angebot und Nachfrage bei Mietwohnungen existiert nur noch im gehobenen Segment.
Die Investitionsbank Berlin (IBB) befragt einmal jährlich rund 250 Fachleute aus Finanz- und Wohnungswirtschaft, Interessenverbänden und sonstigen Akteuren am Immobilienmarkt nach ihren Beobachtungen und Einschätzungen. Als landeseigenem Unternehmen und Förderbank kommt der IBB mit ihrer Untersuchung besonderes Augenmerk in der Wohnungspolitik des Senats zu.
Die Direktive des aktuellen Berichts kann denn auch nur lauten: Handeln! Was als sicher gilt: Es wird in den kommenden Jahren einen „Nachfrageschub in allen Marktsegmenten geben, dem häufig kein ausreichendes Angebot gegenübersteht“.
Schon jetzt existiert auf dem Mietwohnungsmarkt nur noch in der oberen Preisklasse ein ausreichendes Angebot. Das preislich in der Mitte angesiedelte Angebot ist in allen Bezirken außer Lichtenberg defizitär, und in der unteren Preiskategorie weisen neun der zwölf Berliner Bezirke ein „viel kleineres“ Angebot auf als von Wohnungssuchenden nachgefragt wird. Nur noch in den Berliner Bezirken Lichtenberg, Neukölln und Marzahn-Hellersdorf ist demnach ein Unterkommen für finanziell knapp Bemittelte möglich.
Gute „Marktbedingungen“ herrschen für Investitionswillige im Eigentumsmarkt – seien es nun Anleger oder Selbstnutzer: Die anhaltende Finanzkrise und niedrige Zinsen leiten die Geldströme in Immobilienanlagen („Beton-Gold“). Auch das führt aber auf dem Mietwohnungsmarkt zu Verteuerung und Verknappung. Alles in allem: Trübe Aussichten für Berlins Mieter.
Bei den ebenfalls von der IBB erhobenen „aktuellen Problemen auf dem Mietwohnungsmarkt“ stehen nach Expertenansicht die „steigenden Betriebskosten“ ganz vorne. Ihnen folgen die „niedrigen Einkommen“ und der Umstand, dass Modernisierungen nicht über marktfähige Mieten finanzierbar seien. Das darf man wohl angesichts teurer Energiekosten und des Investitionsstaus bei der energetischen Sanierung auch als Plädoyer deuten, nach geeigneten Instrumenten Ausschau zu halten, entsprechende Maßnahmen anzukurbeln.
uh
MieterMagazin 11/12
Quelle: IBB Wohnungsmarktbarometer 2012
27.12.2016