Einen zweiten Anlauf an die Börse plant das Berliner Wohnungsunternehmen GSW, nachdem es im vergangenen Jahr aufgrund einer ungelösten Schuldenproblematik und der international ungünstigen Wirtschaftslage im letzten Moment einen Rückzieher machen musste.
Unternehmenskredite über 890 Millionen Euro, die bis 2013 fällig werden sollten, und die Griechenland-Krise waren nicht das Umfeld, mit dem man Investoren locken kann. Zwei Tage vor Ende der Zeichnungsfrist zogen die GSW-Eigentümer Cerberus und Goldmann Sachs letztes Jahr die Reißleine und sagten ihren Börsengang ab.
Anfang Februar hat die GSW nunmehr neue Kreditgeber gefunden. Sechs Banken, darunter auch die Berliner Landesbank, haben mit dem Wohnungsunternehmen Kredite über 875 Millionen Euro für die Dauer von im Schnitt über acht Jahre vereinbart. Nachdem sich gleichzeitig auch die gesamtwirtschaftliche Stimmung aufgehellt hat, strebt die GSW nunmehr erneut an die Börse. Avisiert wird wie im Vorjahr ein Erlös von bis zu 500 Millionen Euro. Während das Unternehmen noch keinen Termin bekannt gab, wird von Börsenbeobachtern noch im ersten Halbjahr 2011 mit dem Börsengang gerechnet.
Das Unternehmen, das vom Berliner Senat vor sieben Jahren an die jetzigen Fondsgesellschaften veräußert wurde, hat 50000 Wohnungen, die sich allesamt in Berlin befinden.
Da die Überführung in eine Aktiengesellschaft keine Unternehmenspolitik im Sinne der Mieter, sondern in erster Linie im Interesse der Anteilseigner erwarten lässt, wird der Börsengang vom Berliner Mieterverein kritisiert: „Unverständlich“, so Mietervereins-Geschäftsführer Reiner Wild, „dass mit der Berliner Landesbank ein Kreditinstitut des Landes Berlin den Börsengang überhaupt erst möglich macht.“ Die sozialpolitisch vernünftige Alternative, so Wild, wäre der Verkauf an die landeseigenen Wohnungsunternehmen gewesen.
Udo Hildenstab
MieterMagazin 3/11
Börsengänge versprechen wieder Erfolg – die GSW sitzt in den Startlöchern
Foto: Börse Frankfurt/M.
26.03.2013