Berlin ist seit jeher ein städtebauliches Versuchslabor. Dabei schufen die Planer leuchtende Vorbilder, wie zum Beispiel die bürgerlichen Wohnviertel vor 1914, die sozialen Wohnsiedlungen der Weimarer Republik und die sanierten Viertel der behutsamen Stadterneuerung.
Oft genug musste der Berliner Städtebau aber auch als abschreckendes Beispiel herhalten: Das „steinerne Berlin“ wurde als „größte Mietskasernenstadt der Welt“ gescholten, die Stadtrand-Großsiedlungen der 60er und 70er Jahre und die gleichzeitige Kahlschlagsanierung werden heute noch kritisch gesehen. Der Architektursoziologe und -historiker Harald Bodenschatz stellt in seinem Buch knapp und allgemeinverständlich die Städtebau-Geschichte Berlins mit all ihren Brüchen und Verwerfungen dar und zeigt auch, dass kein Urteil endgültig ist: Die Sanierung der einst verteufelten Mietskasernenstadt gilt heute als Vorbild.
js
MieterMagazin 3/11
Harald Bodenschatz: Städtebau in Berlin – Schreckbild und Vorbild für Europa, Berlin 2010, 140 Seiten, 28 Euro
03.04.2013