Arbeitslose, die umziehen müssen, finden immer häufiger nur noch in den Außenbezirken eine neue Wohnung. Diese von Beratungsstellen und Sozialverbänden schon seit langem beklagte Entwicklung lässt sich nun erstmals anhand von Zahlen nachweisen.
Vor allem in den begehrten Innenstadtbezirken, allen voran Friedrichshain-Kreuzberg, aber auch Mitte und Pankow, ist eine Abwanderung von Arbeitslosen zu beobachten. Spandau und Marzahn-Hellersdorf dagegen verzeichnen Zuwächse bei Beziehern von Arbeitslosengeld II (ALG II). In den Großsiedlungen in West-Staaken oder Falkenhagener Feld gibt es noch freie – und bezahlbare – Wohnungen.
Die Berliner Mischung sei bedroht, meint Spandaus Sozialstadtrat Martin Matz (SPD), der die Umzugsstatistik zusammengestellt hat. Grund für die Verdrängung an den Stadtrand ist nicht nur der angespannte Wohnungsmarkt allgemein, sondern die unrealistischen Mietoberwerte für ALG-II-Bezieher.
444 Euro warm für einen Zweipersonenhaushalt – da winken Vermieter in Friedrichshain oder Prenzlauer Berg ab. Der Spandauer Sozialstadtrat fordert daher unterschiedliche Angemessenheitsgrenzen für Innenstadt und Außenbezirke für Bezieher von Arbeitslosengeld II: „Damit könnte man den Umzugsdruck mildern.“ In jedem Fall ist eine Anpassung der Mietrichtwerte überfällig.
Birgit Leiß
MieterMagazin 10/11
27.03.2013