Der jährlich ermittelte Techem-/Empirica-Leerstandsindex vermeldete kürzlich eine Leerstandsquote von 4,2 Prozent für Berlin. Der Trend zu weniger leer stehenden Wohnungen hält demnach an – und wird vom Senat bestätigt.
Das Marktforschungsinstitut Empirica ermittelt bundesweit die Wohnungsleerstandsquoten auf der Grundlage von Daten, die der Energiedienstleister Techem aus seiner Geschäftstätigkeit als Heizkostenabrechner zur Verfügung stellt. Bewusst werden dabei Wohnungen wie zum Beispiel kaum vermietbare Substandardwohnungen unberücksichtigt gelassen, um den ausschließlich „marktaktiven“ Leerstand benennen zu können.
Die offizielle Leerstandszahl des Berliner Senats – ermittelt durch das sogenannte Stromzählerverfahren – erfasst hingegen prinzipiell jede leer stehende Wohnung, also auch solche, die dem Markt aufgrund eines unbewohnbaren Zustands, aufgrund von Sanierungsarbeiten oder auch nur kurzfristig wegen eines Mieterwechsels leer stehen. Deshalb liegt diese auch regelmäßig deutlich über der von Empirica – und wird auch gerne als Zeugnis eines entspannten Wohnungsmarktes mit überdurchschnittlichen Reserven ins Feld geführt.
Die Forscher von Empirica haben in ihrer neuen Studie nun eine Zahl von 71100 leer stehenden Wohnungen aus einem vermarktbaren Angebot von 168.0925 Geschosswohnungen in der Hauptstadt ermittelt: eine Quote von 4,2 Prozent. Diese Quote ist kontinuierlich rückläufig – und zwar seit Jahren. Im Jahr 2005 betrug sie noch 5,6 Prozent.
Aber auch in den neuesten Senatszahlen spiegelt sich diese Entwicklung wieder, wie Manuela Damianakis, Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, auf Nachfrage des MieterMagazin mitteilte. Die Quote des allgemeinen Leerstands habe sich seit der letzten Zählung von 8,3 auf 7,4 Prozent reduziert. Eine wohnungsmarktpolitische Entwarnung wird gleich mitgeliefert: Stadtentwicklungssenatorin Junge-Reyer werte auch die neueren Zahlen als Nachweis eines entspannten Wohnungsmarktes.
Der Berliner Mieterverein hatte indessen im Rahmen eigener Erhebungen schon im Jahr 2009 die Richtigkeit der Senatszahlen angezweifelt: Es sei davon auszugehen, dass rund die Hälfte der 108.000 im Jahre 2008 längerfristig als leer stehend gezählten Wohnungen dem Markt gar nicht zur Verfügung stehe (MieterMagazin 9/09, Seite 7: „Leerstandszahlen des Senats untauglich“). Im Übrigen weise die Situation auf Teilen des Wohnungsmarkts – im Besonderen beim preiswerten Segment und bei Wohnraum in den Innenstadtbezirken – seit Längerem eine Anspannung auf. Reiner Wild, Geschäftsführer des Berliner Mietervereins: „Die sinkenden Leerstandszahlen verdeutlichen den Trend: Die Marktanspannung wächst.“ Er kritisierte, dass der Senat weiterhin keine Zahlen über den nicht marktaktiven Wohnungsleerstand vorlegen könne.
Udo Hildenstab
MieterMagazin 1+2/10
Berlins Senat sieht trotz deutlich rückläufigem Leerstand keinen Handlungsbedarf
Foto: Kerstin Zillmer
03.06.2013