Sie kommen bei Nacht und Nebel und pflanzen Tulpen auf Verkehrsinseln, begrünen als Stadtgärtner getarnt öde Straßenränder oder ziehen Radieschen und Kartoffeln auf verwaisten Brachen: Guerilla-Gärtner beackern Flächen, um die sich sonst niemand kümmert – ohne vorher um Erlaubnis zu fragen.
„Guerilla Gardening“ ist zu einer weltumspannenden Bewegung geworden, die trotz ihres paramilitärischen Namens völlig friedlich ist. Richard Reynolds, der vor fünf Jahren vor seinem Londoner Wohnblock mit einem kleinen Beet angefangen hat und heute einer der aktivsten Grünpiraten ist, hat ein Handbuch der Gartenguerilla geschrieben. Wie finde ich eine geeignete Fläche? Welche Pflanzen wachsen wo am besten? Woher bekomme ich Saatgut? Wie ziehe ich die Öffentlichkeit auf meine Seite? Wie schütze ich meinen Guerilla-Garten vor Angriffen von Hunden, Vandalen oder dem Gartenbauamt? Rückschläge muss der Guerillagärtner einkalkulieren, schließlich werden seine Begrünungsaktionen zwar von der Bevölkerung meist gutgeheißen, doch ganz legal sind die botanischen Übergriffe auf fremdes Eigentum natürlich nicht. Reynolds beschreibt nicht nur auf witzige Art Geschichte, Theorie und Praxis der Gartenbau-Partisanenbewegung, das Buch macht auch Lust, selbst zu Harke und Gießkanne zu greifen.
Jens Sethmann
MieterMagazin 1+2/10
Richard Reynolds: Guerilla Gardening – Ein botanisches Manifest, Verlag Orange Press, Freiburg 2009, 270 Seiten, 20 Euro
28.03.2013