Durchschnittlich 5,9 Prozent müssen die Berliner Vattenfall-Kunden seit Januar für Strom mehr bezahlen. Doch damit stehen sie nicht allein: Bundesweit kündigten über 180 Stromanbieter an, zum Jahreswechsel oder in den ersten Monaten des neuen Jahres ihre Preise zu erhöhen. Doch als Verbraucher muss man dem nicht tatenlos zusehen.
Die Preissteigerungen treffen Millionen Haushalte in Deutschland. Und das nicht zu knapp: Teilweise beträgt der Aufschlag 16 Prozent.
Nicht nur Umwelt- und Verbraucherschützer, selbst Regierungspolitiker raten Verbrauchern dazu, angesichts der aktuellen Preissteigerungen Alternativen zu ihrem jetzigen Anbieter oder ihrem jetzigen Tarif zu prüfen. Durch einen Wechsel zu einem preisgünstigeren Stromanbieter kann eine vierköpfige Familie im Jahr bis zu 100 Euro sparen. „Doch hier sollte man mit kühlem Kopf vorgehen“, empfiehlt Gabriele Francke, Geschäftsführerin der Verbraucherzentrale Berlin. Manchmal zahle sich der Wechsel zu einem anderen Tarif mehr aus als der Wechsel zu einem neuen Stromlieferanten. Ein Beispiel: Während Vattenfall-Kunden im Tarif „Berlin Basis Privatstrom“ aktuell 5,90 Euro als monatlichen Grundpreis und 20,23 Cent pro Kilowattstunde zahlen, werden im Online-Tarif „Berlin Easy Privatstrom“ nur 5,60 Euro Grundpreis und 19,15 Cent pro Kilowattstunde fällig. Zusätzlich gibt es nach einer Bezugsdauer von zwölf Monaten einen einmaligen Bonus von 63 Euro. Ein Mehrpersonenhaushalt mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 3900 Kilowattstunden kann also mit dem Wechsel in den Online-Tarif im Jahr knapp 46 Euro sparen. Rechnet man den Bonus mit ein, sind es im ersten Jahr sogar knapp 109 Euro.
Doch auch der Wechsel zu einem anderen Stromlieferanten kann sich lohnen und geht nach einer Umfrage der Stiftung Warentest aus dem Jahr 2008 in den meisten Fällen problemlos vonstatten. Zuerst sollten Wechselwillige mehrere Anbieter miteinander vergleichen und dabei auch auf das Kleingedruckte achten. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) empfiehlt eine Vertragslaufzeit von maximal einem Jahr und eine Kündigungsfrist von möglichst einem Monat zum Ende des nächsten Kalendermonats. Auch eine (kostenlose) Preisgarantie von einem Jahr ist ratsam. Zudem sollten Verbraucher Tarife mit Vorkasse meiden, auch wenn sie meist günstiger sind. Denn bei Problemen oder dem Konkurs des Anbieters ist das Geld dann meist weg. Einige Prepaid-Anbieter verlangen zudem einen Sonderabschlag von 50 bis 200 Euro. Nicht empfehlenswert sind auch Strompakete, bei denen Kunden vorab eine bestimmte Strommenge kaufen müssen, ohne ihren tatsächlichen Verbrauch absehen zu können. Ungenutzte Strommengen verfallen am Jahresende, für Mehrverbräuche muss teuer zugezahlt werden.
Der Wechsel ist einfach
Die Vertragsunterlagen kann man beim anvisierten Anbieter in der Regel online, per Telefon oder auch per Post anfordern. Eingetragen werden müssen nur der Name des alten Stromversorgers, die bisherige Kundennummer, die Zählernummer und der letzte Jahresverbrauch, außerdem natürlich die eigene Kontoverbindung. Der unterschriebene Vertrag und eine Vollmacht zur Regelung aller Formalitäten werden an den neuen Stromlieferanten geschickt. Er kümmert sich dann auch um die Kündigung des alten Vertrages. Nach sechs bis acht Wochen ist der Wechsel in den meisten Fällen durch – ohne Wechselgebühren, technische Änderungen oder gar eine Unterbrechung der Stromversorgung. EU-weit soll der Wechsel ab diesem Jahr sogar auf drei Wochen verkürzt werden.
Kristina Simons
Tarifrechner im Internet
Die Angebote der Stromversorger lassen sich anhand diverser Online-Tarifrechner miteinander vergleichen. Zwar geben sie alle an, unabhängig zu sein und sämtliche Tarife aufzulisten. Doch hat die Stiftung Warentest festgestellt, dass nur vier von ihnen ihre Sache gut machen:
www.verivox.de,
www.tarifvergleich.de,
www.wer-ist-billiger.de.
Die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein kritisiert jedoch, dass selbst diese Rechner verbraucherunfreundliche Tarife wie solche mit Vorkasse aufführen. Die Verbraucherschützer weisen zudem auf eine grundsätzliche Auffälligkeit hin: Die meisten Betreiber bekämen erfolgsabhängige Vermittlungsprämien und die Voreinstellungen der Tarifrechner würden die Verbraucher oft in die Richtung von teils riskanten Billigangeboten weisen. Schauen Sie also nicht nur auf den Preis. Einen guten Überblick über Ökostromangebote bietet die EcoTopTen-Marktübersicht des Öko-Instituts unter
www.ecotopten.de/produktfeld_strom.php
ks
MieterMagazin 1+2/10
„Umstöpseln“: Durch einen Stromanbieterwechsel lässt sich häufig gutes Geld einsparen.
Foto: Christian Muhrbeck
Weitere Informationen
zum Stromsparen und Anbieterwechsel:
www.test.de
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30.01.2022