Eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts Prognos kommt zu dem Ergebnis, dass die Deutschen künftig eine erhebliche Lücke auf dem Wohnungsmarkt erwarten wird. Die Mangellage wird insbesondere auch Berlin betreffen.
In drei Viertel der 97 deutschen Raumordnungsregionen wird im Jahr 2025 eine Wohnbaulücke klaffen, so die Studie „Wohnungsmangel in Deutschland“ des Prognos-Instituts. Ein Defizit von mehr als zehn Wohnungen pro 100 Haushalte werden die wirtschaftlich starken Regionen im Süden der Republik, Hamburg samt Umland und das westliche Niedersachsen aufweisen, aber auch für Berlin prognostizieren die Wissenschaftler einen Wert von 9,3 fehlenden Wohnungen pro 100 Haushalte.
Ein Wohnungsüberhang wurde für die Raumordnungsregionen der östlichen Bundesländer errechnet – in den westlichen Ländern sind von einem Überangebot nur einige wirtschaftsstrukturell problematische Regionen wie das Saarland, das Ruhrgebiet, Bremerhaven und die West-Pfalz betroffen.
Als Hauptursache des künftigen Wohnungsdefizits haben die Prognos-Wissenschaftler den weiter anhaltenden Trend zum Einpersonenhaushalt ausgemacht. Obwohl mit einer rückläufigen Einwohnerzahl zu rechnen sei, werde die Zahl der Haushalte um circa fünf Prozent zunehmen. Das der Zahlenentwicklung zugrunde liegende Phänomen ist auch in Berlin bekannt: Während die Einwohnerzahl der Hauptstadt in den vergangenen zehn Jahren um rund 50.000 gestiegen ist, hat die Zahl der Haushalte um weit über 150.000 zugenommen.
In Berlin ist schon bislang eine zunehmende Wohnungsnachfrage mit einem unterdurchschnittlichen Einkommen der Bewohner verbunden – auch daran wird sich nach Prognos-Einschätzung bis zum Jahr 2025 nichts ändern. Und: Wo auch immer in der Republik fehlende Wohnungen, steigende Mieten und geringe Einkommen zusammentreffen, werden die Hauptleidtragenden vorwiegend Rentner und junge Erwachsene sein, hat die Studie ermittelt.
Für die Kampagne „Impulse für den Wohnungsbau“, die die Untersuchung beauftragt hat und zu der neben Vertretern der Bau- und Wohnungswirtschaft auch Gewerkschafter und der Deutsche Mieterbund (DMB) gehören, zeigen die Ergebnisse deutlichen Handlungsbedarf. Eine Ankurbelung des Wohnungsneubaus müsse über neue steuerliche Anreize und mehr staatliche Fördermittel erfolgen. Die Gewerkschaften verweisen auf die damit verbundenen positiven Impulse für den Arbeitsmarkt.
Auch der DMB sieht keine Alternative zu einer verstärkten Neubautätigkeit, doch er mahnt zur Umsicht. DMB-Präsident Franz-Georg Rips: „Der Neubau muss sich dort konzentrieren, wo Bedarf herrscht.“ Um Fehllokationen beim Bau und Mitnahmeeffekte bei der staatlichen Förderung zu verhindern, bedürfe es einer regionalisierten Förderung. Und auch wenn man den klassischen Neubau zur Erhöhung der Wohnungsbestandszahlen nicht in Frage stelle, der Ersatz abgängiger Bestände erfordere eine sensible Hand. Rips: „Der Ersatzbau darf bezahlbare Wohnungen für einkommensschwache Nachfragegruppen nicht vom Markt verdrängen.“
Udo Hildenstab
MieterMagazin 5/10
Am Neubau führt kein Weg vorbei:
Die Bevölkerung nimmt zwar ab,
aber die Zahl der Haushalte legt zu
Foto: Christian Muhrbeck
Die Studie „Wohnungsmangel in Deutschland“ findet man im Internet unter
www.prognos.com
(unter: Aktuelle Meldungen)
02.06.2013