Die Wohnungsbaugesellschaft Degewo erklärt den Stadtumbau Ost in Marzahn für beendet. In konfliktreichen sieben Jahren wurden insgesamt 3500 Wohnungen abgerissen.
Zum Abschluss des Stadtumbaus Ost übergab Degewo-Vorstand Frank Bielka 25 sogenannte Multifunktionsboxen an die Mieter. Die kurz „Mufus“ getauften Boxen sind einfache weiße Fertiggaragen, die als Lager-, Hobby- oder Probenraum genutzt werden können – oder eben auch als Autoabstellplatz. Die Anwohner hatten sich für die Gestaltung der Grünfläche im Schorfheideviertel vor allem Garagen gewünscht. Anstelle eines abgerissenen Wohnhauses wurden die Mufus locker über das Gelände verteilt und sollen an eine grasende Schafherde in der Schorfheide erinnern.
Mit den Mufus hat die Degewo am Ende des Marzahner Stadtumbaus noch mal für einen „Hingucker“ gesorgt. Bislang waren es die „Ahrensfelder Terrassen“, gestaffelte rückgebaute Elfgeschosser an der Havemannstraße, die seit ihrer Fertigstellung 2005 immer wieder als gelungenes Umbauprojekt zitiert wurden. Der Stadtumbau-Alltag der letzten Jahre sah jedoch ernüchternder aus: Terrassenartige Teilrückbauten gab es entgegen ursprünglicher Ankündigungen nicht mehr, statt dessen wurden die Häuser ganz abgerissen.
Schwer nachvollziehbar war oft deren Auswahl. Da nur unsanierte Gebäude, die sich im Besitz der Degewo befanden, in Frage kamen, traten die städtebaulichen Gründe, die eigentlich den Ausschlag geben sollten, immer mehr in den Hintergrund. Um das Abriss-Soll zu erfüllen, traf es sogar Sechsgeschosser, die im Allgemeinen leichter zu vermieten sind als die vielen Hochhäuser.
Seit November 2002 hat die Degewo in Marzahn rund 3500 Wohnungen abgerissen sowie 1160 umgebaut und aufgewertet. „Wir sind mächtig stolz, was wir hier in den vergangenen acht Jahren geleistet haben“, freut sich Unternehmens-Chef Frank Bielka. Der Degewo sei es gelungen, ihren Leerstand in Marzahn zwischen 2002 und 2009 von 14,9 auf 5,8 Prozent zu senken.
Da die Fördergelder für den Abriss und den Umbau von Wohnungen nur in die landeseigenen Bestände fließen sollten, hat der Senat dem städtischen Wohnungsunternehmen die Federführung des Stadtumbaus in Marzahn übertragen. Ein städtebauliches Programm in die Hände eines zwar öffentlichen, aber privatwirtschaftlich handelnden Unternehmens zu legen, ist eine problematische Konstellation. Das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf, das dem Abriss kritisch gegenüber stand, hatte deshalb Schwierigkeiten, seine Interessen beim Stadtumbau durchzusetzen. Nur durch ein massives Einschreiten ist es dem Bezirk zum Schluss noch gelungen, den Totalabriss eines Achtgeschossers an den Ringkolonnaden zu verhindern und einen Rückbau des Hauses auf drei bis fünf Etagen gegen die Degewo durchzusetzen. „Viel ist geschafft worden“, sagt Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle diplomatisch, „aber beim Stadtumbau und bei der Stadtentwicklung gibt es auch künftig viel zu tun.“
Jens Sethmann
MieterMagazin 9/10
Sie sehen ein bisschen so aus wie sie heißen: die „Mufus“ der Degewo in Marzahn
Foto: Jens Sethmann
Tipp: Die Degewo zieht in der 66-seitigen Broschüre „Die Platte ist flexibel“ Bilanz über den Stadtumbau in Marzahn. Sie ist kostenlos erhältlich im Degewo-Kundenzentrum, Mehrower Allee 52.
01.06.2013