Die Zentren boomender Großstädte in Fernost sind bekanntermaßen geprägt vom großflächigen Abriss historischer Wohnviertel, die durch enggebaute Wolkenkratzer ersetzt werden. Wohnungen sind dennoch Mangelware, denn so schnell wie Zuwanderer in die Städte strömen, kann Wohnraum nicht geschaffen werden.
Weniger bekannt sind die mitunter seltsamen Auswüchse, die das rasante Wirtschaftswachstum mit sich bringt: Die kanadische Architektin Rufina Wu und der deutsche Fotograf Stefan Canham dokumentieren ganze Siedlungen, die illegal auf Hochhausdächern der Millionen-Metropole Hongkong errichtet wurden. Das Spektrum reicht von einfachsten Hütten bis hin zu komplexen mehrstöckigen Hauskonstruktionen. Zahlreiche Fotografien und Grundrisszeichnungen bilden Lebensumfeld und individuelle Einrichtungen ab. Darüber hinaus wird zu jeder Siedlung die Geschichte ihres Entstehens erzählt, eingebunden in die persönliche Biografie ihrer Bewohner. Ein Essay über die Besonderheiten der Wohnungspolitik in Hongkong in den letzten 50 Jahren ergänzt den aufwändig gestalteten Bildband.
Elke Koepping
MieterMagazin 11/10
Rufina Wu, Stefan Canham, „Portraits from above – Hong Kong’s informal rooftop communities“, Peperoni Books Berlin 2009, Hardcover deutsch/englisch 45 Euro, Flexicover englisch/chinesisch 25 Euro
30.05.2013