Am 6. Januar ist der Architekt und Bauhistoriker Johann Friedrich („Jonas“) Geist im Alter von 72 Jahren gestorben. Bekannt wurde er vor allem durch sein monumentales Buch „Das Berliner Mietshaus“.
Jonas Geist war von 1977 bis 2004 Professor für Architekturtheorie und -geschichte an der Hochschule der Künste (heute Universität der Künste). Zusammen mit seinem Mitarbeiter Klaus Kürvers hat er das dreibändige, über 1500 Seiten starke Werk „Das Berliner Mietshaus“ herausgebracht. Mit einer Unmenge an historischen Dokumenten, Zeitzeugenberichten, Plänen und Fotos zeichneten die beiden nicht nur die Geschichte des Bautyps Mietshaus nach, sondern verfassten auch ein Standardwerk über die Bau- und Planungsgeschichte Berlins von 1740 bis 1989. Der erste Band erschien 1980, als die Mietskaserne meist noch als eine Bausünde schlechthin galt und akut vom Abriss bedroht war. Gerade dem „Meyer’s Hof“ in der Ackerstraße, weithin ein indiskutables Symbol des Wohnungselends, widmeten Geist und Kürvers ihre besondere Aufmerksamkeit. Sie nutzten bei ihrer Arbeit auch Archive in Ost-Berlin und beleuchteten das Baugeschehen jenseits der Mauer – was damals ungewöhnlich war. Der letzte Band des „Berliner Mietshauses“ kam Ende 1989, quasi zum Fall der Mauer, heraus. Dass der Wert der Berliner Altbauten im Laufe der 80er Jahre wiederentdeckt wurde und die herrschende Abrisswut gestoppt werden konnte, ist auch Geists Verdienst.
Jens Sethmann
MieterMagazin 3/09
Die Rückbesinnung auf die Qualitäten des Berliner Altbaus war auch ein Verdienst des Architekturhistorikers Jonas Geist
Foto: Universität der Künste
08.06.2013