Seit einem Jahr berät die Stattbau GmbH im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berliner, die sich für gemeinschaftliches Wohnen interessieren. Diese Lebensform ist zunehmend gefragt, vor allem als Perspektive fürs Alter. Die Hauptfrage dabei: Ist entsprechender Wohnraum bezahlbar?
„Rund 300 Beratungen haben wir mittlerweile durchgeführt“, resümiert Theo Killewald vom Team „Netzwerkagentur GenerationenWohnen“ der Stattbau. „Da die Gesellschaft immer älter wird, wird das Interesse künftig noch stärker anwachsen“, prophezeit er. Seine bisherige Erfahrung: „Soziales Miteinander ist der Hauptantrieb der Interessierten.“ Das heißt auch: Wer kann, bleibt im gewohnten Kiez. Rund 80 Prozent der Personen, die sich im vergangenen Jahr bei der Netzwerkagentur informiert haben, waren Frauen. Davon hat ein Großteil in sozialen Berufen gearbeitet. „Diese Menschen“, so Killewald, „sind gewohnt, sich in Gemeinschaften einzubringen.“ Die möglicherweise einmal auftretende eigene Hilfsbedürftigkeit stehe nicht im Vordergrund ihres Interesses für gemeinschaftliche Wohnprojekte.
Ein zentraler Punkt bei den Beratungen ist die Finanzierung: In den meisten Fällen suchen Menschen, die bislang Mieter waren, auch für die künftige Wohngemeinschaft ein Mietobjekt. Nur ein kleiner Teil der Ratsuchenden sind Baugruppen, die das nötige Geld für Eigentumsprojekte mitbringen. „Viele rechnen hingegen mit einer niedrigen Rente, so dass knapp kalkuliert werden muss“, berichtet Killewald.
Die Netzwerkagentur kooperiert mit einer Reihe von Wohnungsbauunternehmen, um bezahlbare Wohnräume für Interessenten aufzutreiben. Die Modelle sind vielfältig: Im Rollbergviertel haben die Mitglieder einer Gruppe ein Haus bezogen, in dem jede Person eine separate, barrierearme Einzelwohnung erhalten hat. Eine zusätzliche Wohnung dient gemeinschaftlichen Aktivitäten. In der Cheruskerstraße teilen sich mehrere Wohngemeinschaften ein Haus: Auf der einen Etage wohnen die Mieter völlig selbstständig, auf einer weiteren betreut und auf der dritten leben die Pflegebedürftigen. Je nach Bedarf kann die Etage gewechselt werden. „Häuser zu finden, die genügend Raum für solche Projekte bieten, ist eine unserer Hauptaufgaben, denn die Nachfrage ist größer als das Angebot“, sagt Killewald.
Eine Landesförderung für gemeinschaftliche Wohnprojekte gibt es nicht. Die Finanzierung der Netzwerkagentur durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ist bis Ende 2009 gesichert. Eine Fortsetzung für weitere zwei Jahre wurde für den Haushalt 2010/2011 angemeldet. Die letztliche Entscheidung über den Haushalt liegt beim Abgeordnetenhaus. Dazu Killewald: „Wir sind guter Hoffnung, dass wir auch über dieses Jahr hinaus weitermachen können.“
Lars Klaaßen
MieterMagazin 5/09
Das Interesse an Wohnprojekten für Senioren nimmt immer mehr zu
Foto: Sabine Münch
Netzwerkagentur GenerationenWohnen:
www.stattbau.de
08.06.2013