Der Totalabriss zumindest eines Wohnhauses an den Ringkolonnaden ist vorerst gestoppt. Die Wohnungsbaugesellschaft Marzahn (WBG) hatte die Abrissarbeiten bereits ausgeschrieben, obwohl in einer eigens eingerichteten „Stadtumbauwerkstatt“ noch Alternativen entwickelt wurden. Nach heftigen Protesten wurde das Wohnungsunternehmen nun aber offenbar von der Senatsverwaltung zurückgepfiffen.
Schon seit Sommer 2005 ist geplant, 477 Wohnungen in den beiden Häusern Ludwig-Renn-Straße 46-62 und Mehrower Allee 38-48 abzureißen. Anwohner und das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf hatten dagegen protestiert, weil erstmals nicht mehr am Rande Marzahns, sondern in der Mitte des Bezirks abgerissen werden sollte. Mit dem Abbruch der beiden Gebäude, die den rechteckigen Platz einfassen, würde zudem die städtebauliche Anlage der Ringkolonnaden zerstört werden.
Der Protest führte dazu, dass im Mai 2007 eine „Stadtumbauwerkstatt“ einberufen wurde, in der Bürger und Fachleute Gegenvorschläge zum Komplettabriss der Ringkolonnaden unterbreiten konnten. Sie wurde auf Betreiben der Partei „Die Linke“ eingerichtet und von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung finanziert. Doch noch bevor das Gremium seine abschließenden Empfehlungen aussprechen konnte, wurde im Oktober 2007 bekannt, dass die zur landeseigenen Degewo-Gruppe gehörende WBG Marzahn eine Ausschreibung über den vollständigen Abriss ihrer beiden inzwischen fast ganz leergezogenen Wohnhäuser gestartet hatte. Im Januar sollte der Abriss beginnen. Die Eigentümerin hatte nie einen Zweifel daran gelassen, dass für sie nur der Komplettabriss beider Häuser in Frage kommt, sie hat auch nie an der Stadtumbauwerkstatt teilgenommen.
„Die Degewo vollzieht nun allein aus betriebswirtschaftlichem Kalkül den Totalabriss der Wohngebäude an dem für die Siedlungsstruktur Marzahns wichtigen Stadtplatz, ohne vorgeschlagene Alternativen zu prüfen“, kritisiert „Die Linke“ des Bezirks Marzahn-Hellersdorf. Ihr Appell an die Senatsverwaltung, die WBG zur Aussetzung der Abrissarbeiten zu bewegen, hatte offenbar Erfolg: Die WBG zog Ende November die Ausschreibung für den Abriss des leeren Achtgeschossers Mehrower Allee 38-48 zurück. Stattdessen könnte der Block nun den Empfehlungen der Stadtumbauwerkstatt zufolge um mehrere Etagen zurückgebaut werden. Für den Elfgeschosser Ludwig-Renn-Straße 46-62, in dem noch vier Mietparteien wohnen, verfolgt die WBG jedoch weiterhin den Totalabriss.
Jens Sethmann
MieterMagazin 1+2/08
Der Abriss ist erstmal vom Tisch:
Plattenbau in der Mehrower Allee 38-48
Foto: Jens Sethmann
12.07.2013