Wegen einer defekten Heizung verständigten mehrere Bewohner einer Tempelhofer Wohnanlage Ende November die Hausverwaltung. Sie staunten jedoch nicht schlecht, als die beauftragte Firma vorab zwischen 77 und 100 Euro von ihnen kassieren wollte – bar an der Haustür.
„In 25 Jahren Mieterberatung habe ich so eine Unverschämtheit noch nicht erlebt“, meint Rechtsanwalt Traugott Schürle. Die von der Handwerkerfirma „G-Force“ verlangte „Servicereparaturpauschale“ entbehre jeder rechtlichen Grundlage. Es handelt sich, so der Anwalt, auch nicht um eine Kleinreparaturpauschale, die ohnehin nur dann zulässig ist, wenn beispielsweise eine Obergrenze für die Beteiligung des Mieters vertraglich festgelegt ist. Im vorliegenden Fall war eine solche Klausel nicht vereinbart – die Mietverträge sind zum Teil 40 Jahre alt.
„Die denken wohl, mit 80-Jährigen können sie das machen“, empört sich eine Mieterin, die seit 38 Jahren im Bayernring 3-4 wohnt. Sie hat die Zahlung abgelehnt und wartet nun vergeblich auf die Reparatur der Heizung. Eine andere ältere Dame aus dem Haus hat die 77 Euro gezahlt. „Ich wollte, dass der Schaden behoben wird“, erklärt sie. Jahr für Jahr, so erzählen beide, gibt es Probleme mit der Heizungsanlage. Früher habe das der Hausmeister repariert.
Die bis zum 31. Dezember 2007 zuständige Hausverwaltung „ITZ-Immobilien“, die ihren Sitz ebenso wie die Firma G-Force in der Schlüterstraße 37 hat, streitet den Vorfall in einer Stellungnahme gegenüber dem MieterMagazin ab. „Aus unserem Hause verlangt niemand eine derartige Pauschale – das Einzige was wir einfordern, ist die laut Gesetzgeber zulässige und im Mietvertrag vereinbarte Kleinstreparaturpauschale“, so Geschäftsführerin Nicole Tarlach. Auf den Einwand, dass eine solche vertragliche Regelung nicht existiere, stellt die Geschäftsführerin die Vermutung an, dass die Handwerker ein Eigenverschulden der Mieter festgestellt haben könnten. Die seit 1. Januar 2008 beauftragte Verwaltung „GMRE“ spricht dagegen von einem Versehen. Es sei zu Missverständnissen gekommen, weil die ITZ sowohl Wohneigentum als auch Mietwohnungen verwalte und die G-Force falsch instruiert habe. „Wir bedauern den Fehler“, so Rouven Kerstan, Geschäftsführer der GMRE und gleichzeitig Inhaber der Firma G-Force. Die „Kommunikationsfehler“ hätten letztendlich auch zum Wechsel der Verwaltung geführt. „Den Mietern, die gezahlt haben, erstatten wir das Geld zurück“, verspricht Kerstan.
Birgit Leiß
MieterMagazin 1+2/08
Vor der Reparatur wollte G-Force von den Mietern Bargeld sehen
Foto: Christian Muhrbeck
09.04.2013