Erleichterung bei den Anwohnern: Der Friedhof an der Heinrich-Roller-Straße wird nun doch nicht mit Wohnungen bebaut. Der Bezirk Pankow hat jetzt beschlossen, ein Teilstück mit einem Bebauungsplan als Grünfläche zu sichern.
Die hoch verschuldete Evangelische St. Petri/St. Marien-Kirchengemeinde wollte 6500 Quadratmeter des Friedhofs in begehrter Prenzlauer-Berg-Lage als Bauland an Investoren verkaufen. Die Pläne sorgten für erheblichen Wirbel, denn viele Anwohner nutzen die verwilderte, grüne Oase als kleines Stück Natur vor der Haustür. Eine Bürgerinitiative sammelte über 5000 Unterschriften und protestierte mit Transparenten gegen den Bau von Townhouses auf Gräbern. Während der Senat keine Bedenken hatte, war der Bezirk von Anfang an gegen die Bebauung. „Die Grünfläche ist gerade in diesem dicht besiedelten Kiez mit seinem Grünflächendefizit enorm wichtig“, sagt Michail Nelken, Stadtrat für Stadtentwicklung (Linkspartei). Mit dem Bebauungsplan sind die Verkaufspläne erst einmal vom Tisch. Dennoch hofft die Kirchengemeinde, dass das „letzte Wort noch nicht gesprochen ist“, wie Pfarrer Johannes Krug meint. „Einen kurzfristigen Verkauf gibt es jetzt nicht, aber ich sehe nach wie vor keine Alternative dazu.“
Er argumentiert, dass man den Erlös brauche, um andere Friedhöfe als Grünflächen zu erhalten. „Uns geht es nicht nur um diese 6500 Quadratmeter, es gibt mehr als 10000 Quadratmeter, die gefährdet sind, wenn wir nicht verkaufen“, so Krug. Hintergrund ist der drastisch gesunkene Bedarf an Begräbnisstätten. Immer mehr Berliner wählen die platzsparende Feuerbestattung.
Noch gibt es insgesamt 179 Friedhöfe mit rund 1100 Hektar Fläche in der Hauptstadt. Der Friedhofsentwicklungsplan, der 2006 vom Berliner Senat beschlossen wurde, legt fest, dass ein Drittel davon in den nächsten Jahren verkleinert oder geschlossen werden soll. Zwar ist aus Gründen der Pietät als Folgenutzung grundsätzlich nur eine Grünfläche vorgesehen. Doch „aus zwingendem öffentlichem Interesse“ und nach besonders eingehender Prüfung könne auch eine andere Nutzung zugelassen werden. Kritiker befürchten, dass damit der lukrativen Umwidmung von Friedhöfen zu Bauland Tür und Tor geöffnet werden. Auch in anderen attraktiven Lagen will die Kirche Flächen verkaufen.
Birgit Leiß
MieterMagazin 3/08
Die Bebauungspläne sind vom Tisch:
Friedhof an der Heinrich-Roller-Straße in Prenzlauer Berg
Foto: Christian Muhrbeck
12.07.2013