Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee posiert gern vor einem Plakat, das ein Einfamilienhaus mit einer dicken Wollmütze zeigt. Zumindest die Werbung für das CO2-Gebäudesanierungsprogramm funktioniert. Die konkreten Ergebnisse allerdings sind für den „Normalbürger“ nicht immer nachvollziehbar.
Seit einigen Wochen ist die Website www.energie-fuer-morgen.de des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) online. Der dort installierte „Sanierungszähler“, inzwischen auch digital auf einer großformatigen Anzeigetafel vor dem Sitz des Ministeriums in der Invalidenstraße in Berlin-Mitte zu sehen, soll den aktuellen Stand und die Erfolge des CO2-Gebäudesanierungsprogramms der Bundesregierung veranschaulichen. Dargestellt werden die sanierten Wohneinheiten, die durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ausgereichten Fördermittel, die Sanierungsinvestitionen insgesamt, die eingesparte Energie, die CO2-Minderung und die eingesparten Heizkosten.
Die Zahlen sind für den Laien zwar beeindruckend, aber schwer zu verstehen. Sie suggerieren, dass etwa 91 Prozent der gesamten Sanierungsinvestitionen von bisher 8,57 Milliarden Euro KfW-Fördermittel sind. Tatsächlich setzt sich diese Summe aus KfW-Fördermitteln und Mitteln aus dem Bundeshaushalt zusammen, die zur Zinsverbilligung dienen – die ebenso erforderlichen privaten Investitionsmittel tauchen in diesen Zahlen nicht auf.
Die ausgewiesenen Sanierungsinvestitionen von etwa 16000 Euro je sanierter Wohneinheit stehen auf den ersten Blick in keinem Verhältnis zur Summe der seit dem Programmstart am 1. Februar 2006 bis heute eingesparten Heizkosten von lediglich etwa 1350 Euro. „Die einmalige Investition bewirkt eine Heizkostenersparnis über einen längeren Zeitraum – nämlich rund 30 Jahre“, erläutert Dr. Frank Heidrich vom Bundesministerium diese Angaben. Auch die vom BMVBS auf der Website angebotene „Erläuterung zu den Werten“ macht das Zahlendickicht nicht transparenter. Nach einer Emnid-Umfrage können nur 15 Prozent der Deutschen das Potenzial der energetischen Gebäudesanierung richtig einschätzen. Die Website und die Infotafel des BMVBS machen die Materie auch nicht verständlicher.
Rainer Bratfisch
MieterMagazin 6/08
Sorgt eher für Verwirrung als für Durchblick: die Anzeigetafel vor dem Bundesverkehrsministerium
Foto: Kerstin Zillmer
13.04.2013