Nach den Flatrates für Telefon und Internet kommt nun die „Flatrent“ – zumindest für Mieter der Gagfah. Mit diesem Vorstoß sorgt das größte börsennotierte Wohnungsunternehmen Deutschlands bundesweit für Aufsehen.
Das Angebot der Gagfah: Die Mieter sollen freiwillig zehn Euro mehr Miete zahlen und seien damit zwei Jahre lang vor weiteren Mieterhöhungen sicher. Anhebungen wegen gestiegener Nebenkosten oder Modernisierung sind davon allerdings ausgenommen. „Mit unserem Angebot können Mieter ihre Grundmiete langfristig planen“, argumentiert Pressesprecher Peter Kummer. Rund 30.000 Wohnungen hat die Gagfah in Berlin.
Der Deutsche Mieterbund (DMB) spricht von „Bauernfängerei“: „Die Heuschrecke zeigt ihr wahres Gesicht: Sie will Millionen Euro an Mieterhöhungen abkassieren, ohne einen Anspruch darauf zu haben“, kritisiert Präsident Dr. Franz-Georg Rips. In einigen Fällen wurde die Flatrent nämlich auch Mietern angeboten, deren Mietzins bereits jetzt über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegt. In diesen Fällen wäre zumindest bis zum Erscheinen des nächsten Berliner Mietspiegels im Sommer 2009 überhaupt keine Mieterhöhung durchsetzbar.
Für Mieter, die weit unter der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen, kann es allerdings sinnvoll sein, einer solchen Vereinbarung zuzustimmen. „Jeder Mieter sollte das in der Beratungsstelle für sich prüfen lassen“, sagt Rechtsberater Dr. Michael Häberle vom Berliner Mieterverein. Etlichen Mietern in der Zehlendorfer Hüttenwegsiedlung hat er die Zustimmung empfohlen, weil sie mehr als zehn Prozent unter der Vergleichsmiete liegen. Das Risiko, dass die Gagfah ansonsten ein reguläres Mieterhöhungsverlangen nachschiebt, sei groß. Gesetzlich erlaubt ist eine Erhöhung um 20 Prozent bis zur Grenze der ortsüblichen Vergleichsmiete innerhalb von drei Jahren.
Birgit Leiß
MieterMagazin 7+8/08
Achtung: Nicht alles was „flat“ heißt, ist auch günstig (Gagfah-Gebäude in der Kreuzberger Stallschreiberstraße)
Foto: Christian Muhrbeck
10.07.2013