Im Mai hat der Senat eine „Rahmenstrategie Soziale Stadtentwicklung“ beschlossen. Nach dem Sozialmonitoring 2007, das ein weiteres Auseinanderdriften Berlins in Arm und Reich feststellte, war von vielen Seiten ein gesamtstädtisches Vorgehen gefordert worden. Die neue Rahmenstrategie besteht allerdings im Wesentlichen im Ausweiten der bekannten Quartiersmanagement-Ideen.
„Sozialraumorientiert“ und „integriert“ lauten die beiden technokratischen Zauberwörter der Rahmenstrategie. Bezirks- und Senatsverwaltungen sollen ihr Handeln und Planen gezielt auf den jeweiligen Stadtteil (Sozialraum) ausrichten und ressortübergreifend (integriert) arbeiten – also der Schulrat, das Gesundheitsamt, der Grünanlagenplaner und der Bürgerverein sollen an einen Tisch. „Im Quartiersmanagement wird dieser Planungsansatz schon seit Jahren praktiziert“, erklärt Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD). „Wir möchten in Zukunft verstärkt auch Akteure der Zivilgesellschaft wie Vereine, Unternehmer oder Schulen in zu erarbeitende Stadtteilkonzepte und -projekte einbinden“, sagt die Senatorin.
In drei Pilotbezirken werden nun – außerhalb der Quartiersmanagementgebiete – die ersten konkreten Projekte nach dieser „strukturellen Neuausrichtung“ durchgeführt: In der Südlichen Friedrichstadt (Kreuzberg) soll ein stadtteilbezogenes Bildungsnetzwerk entstehen, in Weißensee entwickelt die lokale Wirtschaft gemeinsam mit den Behörden Projekte für Kinder und Jugendliche und in Reinickendorf-Ost soll unter Beteiligung von Anwohnern, Vereinen und anderen Gruppen ein Platz gestaltet werden. Solche Vorhaben klingen nicht besonders neuartig. Sie gehören zum Standard-Repertoire des Quartiersmanagements.
Finanziert werden die Pilotprojekte aus dem neuen Programm „Quartier nach vorn“. Unter diesem Titel startet 2009 auch ein Wettbewerb, in dem „vielversprechende Quartiersaktionen“ ausgezeichnet werden sollen. Für das Programm stehen 2008 und 2009 je 150.000 Euro zur Verfügung.
Die als Konsequenz aus dem Monitoring geforderte Gesamtstrategie wird noch entwickelt. Mit ihr will die Senatsverwaltung Jugend-, Bildungs-, Arbeitsmarkt- und Integrationspolitik in die „Querschnittsaufgabe Soziale Stadt“ einbinden und somit „einen zielgenauen Ressourceneinsatz in besonders belasteten Quartieren“ erreichen. Gleichzeitig werden einzelne konkrete Interventionsgebiete herausgefiltert, die im zweiten Halbjahr ins Quartiersmanagement-Programm „Soziale Stadt“ aufgenommen werden sollen.
Jens Sethmann
MieterMagazin 9/08
Quartiersmanagement (hier: am Utrechter Platz) jetzt auch unter anderem Namen in anderen Quartieren
Foto: Christian Muhrbeck
10.07.2013