Seit den 70er Jahren treibt der berühmt-berüchtigte Immobilienbesitzer Gustav Sommer sein Unwesen auf dem Berliner Wohnungsmarkt. Jetzt hat ihn das Landgericht zu einer Haftstrafe verurteilt.
Zahlreiche Mieter wurden von Sommer mit Klagen wegen angeblich nicht fachgerecht ausgeführter Schönheitsreparaturen überzogen – leider zum Teil mit Erfolg. Mit Genugtuung dürften daher viele gehört haben, dass der Spekulant vom Landgericht Berlin verurteilt wurde. Wegen schwerer Untreue soll er für zwei Jahre und vier Monate ins Gefängnis, außerdem wurde ein vierjähriges Berufsverbot verhängt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er die Kautionen seiner Mieter nicht getrennt von seinem Vermögen angelegt hatte, sondern für seinen Geschäftsbetrieb nutzte. Als mehrere Firmen in Insolvenz gingen, waren auch die Kautionen weg. Ob „Berlins schlimmster Vermieter“, wie er schon mal von den Boulevardmedien tituliert wird, damit tatsächlich aus dem Verkehr gezogen wird, ist fraglich. Ohnehin ist das Urteil noch nicht rechtskräftig, es wurde Revision eingelegt.
Die Methoden, mit denen das Sommersche Firmenimperium Mietern das Leben schwer macht, sind seit Jahrzehnten die gleichen. Ein Beispiel: das Haus Warthestraße 58. Obwohl die Eigentümer der umgewandelten Wohnungen regelmäßig für die laufenden Kosten aufkommen und darüber hinaus Zehntausende von Euro für Renovierungen in die Gemeinschaftskasse zahlen, unterbleiben selbst die allernotwendigsten Instandsetzungsarbeiten. „Das Haus wurde systematisch vernachlässigt, da wurde weder die Hausreinigung noch irgendwelche Reparaturen durchgeführt“, erklärt Heinz Kleemann vom Berliner Mieterverein.
Wer als Mieter in einem solchen Haus wohnt, sieht oft als den einzigen Weg den Auszug. Etliche Wohnungen stehen daher leer, in anderen sollen nach Auskunft des Bezirksamts „Illegale“ leben. Nun soll das Haus sogar baupolizeilich gesperrt werden, denn auch die Umlagen für Wasser und Heizung wurden nicht an die Versorgungsbetriebe weitergeleitet. „Wir haben bereits mehrfach die Kosten vorgestreckt und Heizöl bestellt, damit die Mieter nicht frieren mussten“, erklärt der Leiter des Neuköllner Stadtplanungsamts, Wolfgang Borowski. Doch damit soll nun Schluss sein. Der Bezirk habe kein Geld und wisse, dass er kaum Chancen hat, irgendetwas von Sommer wiederzubekommen. Bis Ende März wurden die Außenstände bezahlt, wenn die Mieter bis dahin keine Notgemeinschaft bilden, wird das Haus für unbewohnbar erklärt. Es wäre nicht die erste „Sommer-Ruine“ im Bezirk. Auch das Haus Sonnenallee 93 ist seit einem halben Jahr gesperrt, weil das Wasser abgestellt wurde. „Zum Glück haben wir genug freie Wohnungen, um die Mieter unterzubringen und die meisten sind damit auch einverstanden“, so Borowski.
Birgit Leiß
MieterMagazin 4/07
Warthestraße 58: Das Haus steht exemplarisch für die Bewirtschaftung durch den jetzt verurteilten Eigentümer Gustav Sommer
Foto: Christian Muhrbeck
10.05.2017