Wer ist eigentlich der Motz-Verkäufer, der immer an der Ecke Friedrichstraße/Unter den Linden steht? Oder der junge Pole, der mit seinem Jonglierstab auftritt, sobald die Ampel Rot zeigt? Oder der Borderliner am U-Bahnhof Kudamm?
Man kennt sie irgendwie, aber dennoch macht man meist lieber einen großen Bogen um einige Zeitgenossen, die einem zu nahe kommen könnten, die streng riechen oder denen man schon von weitem ansieht, dass sie betteln wollen. Werner Schmidt hingegen geht auf sie zu und schreibt unmittelbar auf, was er sieht und erzählt bekommt. Und vor allem verhehlt er nicht, wie die Situation auf ihn wirkt, selbst wenn er sie als belästigend empfindet – wodurch er sich die Sympathien der Leser sichert. Authentisch und ehrlich stellt er seine ganz alltäglichen Fragen und fördert Überraschendes und Berührendes, Komisches und Tragisches zu Tage.
js
MieterMagazin 4/07
Werner Schmidt: Letzte Rettung Berlin –
Aussteiger und Ankommer,
Berlin Story Verlag, Berlin 2006,
240 Seiten, 19,80 Euro
17.07.2013