Die US-Firma „Lone Star“ galt bislang als positives Beispiel unter den als Heuschrecken verfemten, rein gewinnorientierten Investoren. Eine Studie bescheinigte ihr kürzlich sogar, ihre Bestände besser zu bewirtschaften als die städtischen Wohnungsbaugesellschaften. Doch in puncto Heizkosten trifft das wohl nicht zu.
Im Wohnblock „Leipziger Tor“, der 2002 von der Wohnungsbaugesellschaft Hellersdorf an Lone Star verkauft wurde, ärgern sich viele Mieter über rasant gestiegene Heizkosten. Beim Berliner Mieterverein (BMV) kennt man Fälle, bei denen sich die Kosten von 2003 zu 2004 fast verdoppelten – und das, obwohl die Häuser 2003 umfassend saniert und wärmegedämmt wurden. Die „WVB Wohnpark Verwaltungs- und Betreuungsgesellschaft“, die die Bestände verwaltet, hatte in der Modernisierungsankündigung versprochen, dass sich der Jahreswärmebedarf um rund 30 Prozent verringern würde. Stattdessen kletterten beispielsweise die Heizkosten eines Mieters aus der Weißenfelser Straße 16-20 von 622 auf 963 Euro im Jahr. Bei der Suche nach den Ursachen für die Kostenexplosion stieß der BMV auf einen gewerblichen Wärmeliefervertrag, der 2002 mit der Firma Techem geschlossen wurde. Die Prüfungen eines vom BMV beauftragten Sachverständigen ergaben, dass die vertraglich vereinbarte Leistung viel zu hoch ist und auch nach der Modernisierung nicht angepasst wurde.
Das Berliner Landgericht gab nun in einem Fall den Mietern recht und erklärte die Abrechnungen für unwirksam (Az: 65 S 172/06). In dem Wärmelieferpreis seien auch nicht umlagefähige Kosten enthalten, etwa für Instandhaltung und Modernisierung der Heizungsanlage. Daher lägen die Preise bei einem solchen Contractingvertrag erheblich über den Wärmelieferungspreisen von Vattenfall.
Bei der WVB Wohnpark spricht man von Einzelfällen, die ausschließlich auf das Heizverhalten von Mietern beziehungsweise auf den seinerzeit langen Winter zurückzuführen seien. „Es gibt keinen Contracting-bedingten Kostenanstieg, wir liegen beim Verbrauch sogar weit unter dem Berliner Durchschnitt“, sagt der WVB-Geschäftsführer Oliver Nee. Trotzdem habe man die Hinweise der Mieter sehr ernst genommen und verhandle derzeit mit Techem über bessere Konditionen.
Birgit Leiß
MieterMagazin 5/07
Bei einem Mieter der Weißenfelser Straße 16-20 stiegen die Heizkosten um über 50 Prozent – Ursache: Contracting
Foto: Christian Muhrbeck
15.04.2013