Wie familienfreundliches Wohnen jenseits von Besserverdienenden vorbehaltenen „Townhouses“ aussehen kann, zeigt eindrucksvoll ein Altbau im Kreuzberger Chamissokiez. Hier leben 32 Familien, die vor allem das gemeinschaftliche Wohnen zu schätzen wissen.
Alles begann mit einer drohenden Privatisierung. Als die „Gewobag“ 1999 die Fidicinstraße 18 veräußern wollte, schlossen sich die Bewohner zu einer Genossenschaft zusammen und kauften ihr Haus selber. Ihr Ziel von Anfang an: familiengerechtes Wohnen in der Stadt zu ermöglichen. Durch Zusammenlegungen entstanden große Wohnungen, alle mit Balkon. Im Erdgeschoss wurde eine behindertengerechte Wohnung gebaut sowie zwei Wohnungen an eine Kita vermietet. Die ausgebaute Remise im Hinterhof bietet den derzeit 14 Kindern aus dem Haus einen wunderbaren Platz zum Toben und Geburtstag feiern. Auch Hausversammlungen finden hier statt. Als weitere Gemeinschaftseinrichtungen gibt es einen Fahrradraum, einen kleinen Spielplatz und eine Toilette. „Der Hof ist unser Dorfplatz, hier finden Hausfeste oder unser Kino unterm Sternenhimmel statt“, erzählt Barbara Rolfes-Poneß vom Vorstand der Genossenschaft.
Um die Sanierung zu finanzieren, mussten die Bewohner relativ hohe Einlagen zahlen. Die Genossenschaft legte großen Wert darauf, dass der historische Charakter des Gründerzeitensembles auch nach der Sanierung erkennbar blieb. Dabei erlebte man gleich zu Beginn der Bauarbeiten eine Überraschung: Hinter einer ganz normalen, heruntergekommenen Wand im Treppendurchgang verbarg sich ein Hohlraum mit einem prächtigen Wandgemälde. Das Bild wurde fachgerecht restauriert und beeindruckt heute alle Besucher des Hauses. Für die denkmalgerechte Sanierung erhielt die Genossenschaft unlängst einen Preis vom Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU). Die Jury beurteilte das Projekt als denkmalpflegerisch besonders gelungen.
Birgit Leiß
MieterMagazin 6/07
Hand in Hand geht es im Genossenschaftshaus Fidicinstraße 18 in Kreuzberg
Foto: Wohnungsgenossenschaft Fidicin 18
26.01.2017