Mitarbeiter von Inkassounternehmen stehen neuerdings auch vor der Tür, um Mieter zu einer Vertragsänderung zu bewegen.
In einem Fall, mit dem der Berliner Mieterverein (BMV) kürzlich zu tun hatte, ging es um die Umstellung auf das sogenannte Wärmecontracting. Während die meisten Hausbewohner zugestimmt hatten, lehnte ein Mieter dies ab. Kurz darauf erhielt dieser Post von der Firma „Delpro“. Im Auftrag des Vermieters, dem „Bauverein zu Hamburg“, wolle man mit ihm über die Sache reden. Ein paar Tage später rief dann ein Mitarbeiter der Firma spät abends beim Mieter zu Hause an. Obwohl der deutlich zu verstehen gab, dass er in Ruhe gelassen werden will, folgten am gleichen Abend weitere Anrufe. Der Mieter war empört und erwirkte über den Mieterverein eine Unterlassungserklärung.
Nach Auskunft des Bauvereins zu Hamburg setzt man dort Inkassofirmen sonst ausschließlich bei Mietschuldnern ein. „Das war ein einmaliger Fall und ist nicht gut gelaufen“, räumt der Geschäftsführer der Berliner Niederlassung, Peter Losen, ein. Generell habe man aber gute Erfahrungen gemacht: „Nur so ist eine Kontaktaufnahme zu Mietern möglich, die verschuldet sind und oft gar keine Post mehr öffnen“, sagt Losen.
Dass sich Mieter von solchen abendlichen Anrufen oder gar Besuchen an der Haustür belästigt fühlen, kann man bei Delpro nicht nachvollziehen: „Wir sind ja keine glatzköpfigen Muskelpakete, sondern wollen mit den Mietern nur ganz ruhig und höflich ein Gespräch führen“, meint der Delpro-Geschäftsführer Christian Rücker.
Zu den Leistungen der Delpro gehört laut Internetseite der Firma auch das „Auszugsmanagement“ im Falle der Kündigung durch den Vermieter, das heißt die „zeitnahe Freisetzung des Mieters aus der Wohnung.“ Um dem Vermieter Zeit und Geld für langwierige Gerichtsverfahren zu ersparen, werde das „persönliche Gespräch“ mit dem Mieter gesucht. „Die Frequenz an der Wohnungstür wird erhöht und der Spielraum für weitere Ausflüchte eingeschränkt“, so die Homepage der Inkassofirma.
Der Berliner Mieterverein empfiehlt betroffenen Mietern, sich nicht unter Druck setzen zu lassen. „Man sollte sich nicht auf ein Gespräch einlassen und sich Anrufe und Besuche verbitten“, sagt Rechtsberater Klaus Kießling. Vertragspartner sei schließlich der Vermieter und nicht die Inkassofirma.
Birgit Leiß
MieterMagazin 6/07
15.04.2013