In den Plattenbauten des Wohnungsunternehmens Gesobau im Pankower Ortsteil Buch hat sich seit 1989 nicht viel getan. Dass hier früher oder später saniert werden muss, ist offensichtlich – ein beträchtlicher Teil der Wohnungen steht leer. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft will sich diesen Beständen jetzt verstärkt widmen – auf welche Weise, ist allerdings noch unklar.
Rund 3500 Plattenbauwohnungen besitzt die Gesobau in Berlins nordöstlichstem Ortsteil. Davon stehen zurzeit 14 Prozent leer. Eine komplette Sanierung würde nach Berechnungen der Gesobau 42 Millionen Euro kosten – Geld, das die Wohnungsbaugesellschaft nicht hat.
Die Wohngebiete Buch I bis IV wurden ab 1969 gebaut. Seit der Wende ging die Einwohnerzahl von Buch um 20 Prozent zurück. Viele Bucher sind in die anheimelnderen Neubaugebiete in Karow und Buchholz oder gleich ins Umland gezogen. Die Arbeitsplätze in den fünf traditionsreichen Krankenhauskomplexen wurden massiv abgebaut. Und vom Aufbau eines großen Wissenschafts- und Biotechnologiestandorts haben die dortigen Wohngebiete nicht profitiert: Die Beschäftigten machen trotz der guten S-Bahn-Anbindung an die Innenstadt um die Platte in der Nähe ihres Arbeitsplatzes einen Bogen.
„Es gibt einen grundlegenden Sanierungsbedarf“, räumt Gesobau-Sprecher Gaenzer ein. „Aber es macht keinen Sinn, alles durchzusanieren, um anschließend einen Leerstand von zehn Prozent zu haben.“ Strategien zum Umgang mit der Platte sind noch in der Planung und werden mit dem Senat und dem Bezirk abgestimmt. Erwägt wird zwar auch, einen Teil der Häuser abzureißen oder bei den Elfgeschossern die oberen fünf oder sechs Stockwerke abzutragen, aber Matthias Gaenzer relativiert: „Wir haben immerhin einen Vermietungsstand von 85 Prozent und eine hohe Zufriedenheit der Mieter. Das sind Fakten, die gegen solche Maßnahmen sprechen.“
Der Bezirk Pankow setzt sich dafür ein, dass Buch zum Sanierungsgebiet erklärt wird. So könnten mit Städtebaufördermitteln und Steuervorteilen Investitionen im Gebiet angestoßen werden. Es wäre in Berlin das erste Mal, dass für ein Plattenbaugebiet eine Sanierungssatzung aufgestellt würde.
Die Gesobau setzt in Buch zunächst auf kleinteilige Maßnahmen: Pro Jahr werden zwei Millionen Euro in die Instandhaltung investiert. Das Unternehmen ist außerdem dem Regionalmanagement Buch beigetreten, verstärkt sein soziales Engagement und will mit einem Sicherheitsdienst den Vandalismus zurückdrängen.
Jens Sethmann
MieterMagazin 7+8/07
42 Millionen Euro würde die Sanierung von Buch kosten – und beim derzeitigen Investitionsvolumen der Gesobau 20 Jahre dauern
Foto: Christian Muhrbeck
16.04.2013