Ein Austausch in der Führungsspitze, ein leicht verändertes Präsidium, Ansätze zu einer Reform des Deutschen Mieterbundes und eine neue Nachdenklichkeit in Sachen Ökologie und Weltklima – das sind die Ergebnisse des Stuttgarter Mietertages 2007, zu dem mehr als 400 Delegierte aus allen Gliederungen des DMB in Deutschland angereist waren. Der Hauptgeschäftsführer des Berliner Mietervereins, Hartmann Vetter, wurde erneut in den DMB-Vorstand gewählt.
Änderungen gab es an höherer Stelle gleich mehrfach. Mit einem „Dan-ke Anke“ entließ der Mietertag sei-ne Präsidentin Anke Fuchs, die zwölf Jahre an der Spitze des DMB gestanden hatte. In die Nachfolge trat Dr. Franz-Georg Rips ein, der ebenso viele Dienstjahre als Direktor für die Mieterbewegung abgeleistet hat und nun vom Haupt- zum Ehrenamt wechselt. Dass seine alleinige Kandidatur für das Präsidialamt von deutlich über 80 Prozent der Delegierten begrüßt wurde, verdankt sich wohl seiner ebenso fachlich professionellen wie sozialkompetenten Arbeit als Direktor und dem Versprechen, noch bis zum Jahresende für einen Nachfolger als Bundesdirektor zu sorgen. In einer ungewöhnlichen Doppelrolle als neuer „Präsident“ und „Interims-Direktor“ war es nun an ihm, seine Vorgängerin mit Dank- und Lobreden aus dem Amt zu entlassen. In gewohnt lockerer Art kommentierte Anke Fuchs die Laudatio mit: „Es kann ja nicht alles gelogen sein.“
Kein Heimspiel hatte dagegen der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger beim öffentlichen Festakt des Mietertags in Stuttgart. Zwar adelte die lokale Presse den als Mietrechtsliberalisierer bekannten Landeschef zum Mieterfreund. Der Stuttgarter Rolf Gassmann, neu gewähltes Mitglied im Bundesvorstand, mutmaßte allerdings ein baldiges „Dementi“ des Landesvaters zu dieser Tatsachenverdrehung.
Als Glücksgriff, der dem Mietertag in anschaulichster Form ein Fenster zur ökologischen Weltpolitik und dem nahenden G8-Gipfel öffnete, hat sich der Gastredner Franz Josef Radermacher ins Gedächtnis der Delegierten eingeschrieben. Der Systemwissenschaftler, Professor in Ulm und langjähriges Mitglied des Club of Rome hielt ein ebenso leidenschaftliches wie fundiertes Plädoyer für einen globalen Marshallplan. Nur eine neue kollektive Intelligenz des „Superorganismus Menschheit“ könne verhindern, dass sich der Marktliberalismus der reichen Länder im Wettbewerb mit den Schwellenländern und neuen Industriegiganten wie China zur aggressiven Auseinandersetzung um knappere und damit teurere Ressourcen hochschaukle.
Eine vergleichbar kollektive Intelligenz – wenn auch im wesentlich überschaubarerem Rahmen – braucht auch das Netzwerk Deutscher Mieterbund für seine Neuorganisation im Wettbewerb der vielen neuen Rechtsberatungsdienstleister. Mit der einhelligen Verabschiedung des organisationspolitischen Leitantrags wurde zumindest ein Signal gesetzt, damit der DMB auf die „Überlebensfragen für die Organisation“ – so der Antrag – angemessen antworten kann.
ah
MieterMagazin 7+8/07
Mit einem überzeugenden Votum wählte der Deutsche Mietertag Dr. Franz-Georg Rips, den bisherigen Bundesdirektor, zum neuen Präsidenten des DMB
Foto: Bernd Bohlen
16.04.2013