Mit einem neuen Service wollen zwei Wohnungsbaugesellschaften dafür sorgen, dass ihre Mieter im Alter nicht ins Heim oder zur Tochter ziehen müssen. Davon profitieren schließlich auch die vom Leerstand geplagten Unternehmen.
„Sophia“ (Soziale Personenbetreuung – Hilfen im Alltag) heißt das Projekt, das Degewo und „Stadt und Land“ gemeinsam gestartet haben. Die Mieter haben die Auswahl zwischen verschiedenen Servicepaketen, die zwischen 16,90 und 49,90 Euro monatlich kosten. Bei Vorliegen der entsprechenden Pflegestufe zahlen die Pflegekassen einen Zuschuss.
Angeboten wird beispielsweise ein Funkarmband, das Alarm auslöst, wenn es über längere Zeit nicht bewegt wird, beispielsweise weil der Träger bewusstlos geworden ist. Eine rund um die Uhr besetzte Notrufzentrale mit Sitz in Marzahn benachrichtigt die Angehörigen oder schickt einen Arzt vorbei. Jeder Nutzer hat zudem einen persönlichen Ansprechpartner, der Besorgungswünsche entgegennimmt, den Hund Gassi führt oder auch mal an die Medikamenteneinnahme erinnert. Wer will, kann mit seinem Betreuer sogar über den Fernsehbildschirm kommunizieren. Dazu wird eine Box an das Gerät angeschlossen, eine Kamera, ein Lautsprecher und ein Infrarotempfänger werden im Zimmer installiert.
Bisher wird der Service nur in einem Teil des Bestandes angeboten, insgesamt in 16.000 Wohnungen. „Wir haben geschaut, wo der größte Bedarf ist, außerdem wollten wir das nicht so groß aufziehen, weil wir erst einmal genügend freiwillige Helfer finden müssen“, erklärt der Sprecher der Degewo, Michael Zarth. Die persönlichen Betreuer arbeiten nämlich ehrenamtlich, sie kommen aus der Mieterschaft oder haben sich auf einen Aufruf hin gemeldet. Das Projekt ermögliche es betagten und behinderten Menschen, ein weitgehend selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden zu führen, meint der kürzlich in den Ruhestand verabschiedete Geschäftsführer der Degewo, Rudolf Kujath. Zumindest seine eigene Altersversorgung ist mit „Sophia“ gesichert – der 65-Jährige wurde Chef der neu gegründeten Tochtergesellschaft.
Beim Berliner Mieterverein begrüßt man solche Dienstleistungsangebote grundsätzlich, würde sich jedoch auch bei anderen Gelegenheiten mehr Verständnis für die Belange älterer Menschen wünschen. So scheiterte die Einführung eines Gütesiegels für seniorengerechte Wohnungen bislang an der Blockadehaltung der Wohnungsbaugesellschaften.
Birgit Leiß
MieterMagazin 9/07
Kommunikation via Fernsehgerät:
„Sophia“ erleichtert den Wohnalltag für Ältere
Foto: Degewo
16.07.2013