Seit März kann Mieter Rainer Schwinge seine Wohnung in der Mommsenstraße nicht mehr nutzen. Über seiner Wohnung wird das Dachgeschoss komplett umgebaut. Ein dabei verursachter Wasserschaden machte seine Wohnung unbewohnbar. Dazu fielen immer wieder Putzbrocken von der Decke. Die Löcher in der Decke klaffen nun schon über ein halbes Jahr lang. Der Vermieter rührt sich nicht, die Bauherrin schiebt die Schuld von sich.
Es begann Anfang März, als in mehreren Räumen warmes und kaltes Wasser sturzbachartig von der Decke regnete. Offenbar hatten die Bauarbeiter über dem Mieter Wasserleitungen abgesägt, ohne den Haupthahn zu schließen. Inventar wurde beschädigt, Putz fiel herab, alles war feucht.
Rainer Schwinge floh mit seiner Frau und kam bei Freunden unter. Die Mietzahlungen stellte er ein. In den folgenden Wochen kamen im Wohnzimmer noch weitere Putzbrocken herunter, eine Deckenlampe stürzte herab, zwei der Löcher gaben den Blick in den Himmel frei. „Wir hatten wirklich Angst um unser Leben“, sagt Rainer Schwinge. Das Dachgeschoss wird komplett neu gebaut, schwere Stahlträger wurden mit einem Kran über das Haus gehoben. Im Juni krachte auch noch ein riesiges Stück Beton aus der Decke auf Schwinges Balkon. Er hielt sich gerade zufällig in der Wohnung auf. Die Bauarbeiter deckten das Loch von oben mit Brettern ab und kümmerten sich nicht weiter um den Schaden. Schwinge hat insgesamt fünfmal die Polizei und die Bauaufsicht geholt, doch die Arbeiten gingen fast unvermindert weiter.
Ein Sachverständigengutachten bestätigt, dass die Wohnung unbewohnbar ist, ein Gutachten der Gegenseite sagt jedoch, dass die Schäden nicht so gravierend seien. Auf Anfrage des MieterMagazin ließ die Bauherrin über ihren Anwalt erklären, dass die „Verzögerung bei der Schadensbeseitigung“ durch eine „unkooperative Haltung der Mieter der Wohnung mit verursacht“ worden sei.
Rainer Schwinge verklagt nun den Eigentümer auf Wiederherstellung des vertragsgemäßen Zustands der Wohnung. „Wir leben seit einem halben Jahr aus dem Koffer“, sagt Rainer Schwinge. „Das Ganze ist eine Katastrophe, das kann man gar nicht anders nennen.“
Jens Sethmann
MieterMagazin 11/07
Erst kam das Wasser, dann der Putz: Schäden in der Wohnung des Charlottenburger Mieters
Foto: Rainer Schwinge
20.12.2015