In Kreuzberg gibt es immer noch Hausbesetzer – so sieht es zumindest die „Format“-Hausverwaltung. Die 16 Bewohner des Hinterhauses in der Reichenberger Straße 114, so behauptet sie, würden zu Unrecht dort wohnen. Mit rüden Methoden wird nun versucht, sie loszuwerden.
Die Mieter der Fabriketagen haben Verträge, die Anfang beziehungsweise Mitte der 90er Jahre mit dem damaligen Vermieter abgeschlossen wurden. Eine Partei hat einen Gewerbemietvertrag, der Rest Nutzungsverträge. Die Miete ist mit 50 Euro pro Etage eher symbolisch – allerdings ist das Haus auch in einem sehr schlechten Zustand, und die Miete wurde daher zum Teil mit dem Segen der alten Hausverwaltung gemindert. Seit 1999 ist die Format-Hausverwaltung für das Haus zuständig. Seitdem, so sagen die Bewohner, werde auf Schadensmeldungen prinzipiell nicht reagiert. „Wir müssen alles selber machen, sogar das kaputte Dach haben wir auf eigene Kosten repariert“, erzählt ein Mieter. Das gesamte Haus gehört der „Brauner Eigenheim und Grundstücks KG“, Anteilseigner ist der Filmproduzent Artur Brauner.
Im Februar 2005 erhielten die Mieter fast aller Etagen Kündigungen zum 1. Juni. Schon aus formalen Gründen sind die Kündigungen aber unwirksam. Nicht einmal ein Kündigungsgrund war genannt worden. Ob das Haus saniert oder verkauft werden soll oder ob es einen Zusammenhang mit dem Zusammenbruch des Braunerschen Immobilienimperiums gibt, ist unklar. Format wollte gegenüber dem MieterMagazin keine Stellungnahme abgeben. Die zuständige Sachbearbeiterin Krahlow ließ sich lediglich entlocken, dass es sich bei den Bewohnern um Hausbesetzer handele. Rechtanwalt Moritz Heusinger argumentiert dagegen, dass aus den Nutzungsverträgen durch die lange Wohndauer richtige Mietverträge geworden sind. Die Mieter hätten gegen Räumungsklagen gute Chancen.
Die Bewohner befürchten nun, dass ihr Vermieter sie mit „illegalen und halblegalen Aktionen“ loswerden will. Sie berichten, dass ein Mitarbeiter der Hausverwaltung bereits die Wasserversorgung des Hinterhauses kappen wollte. Nur durch das Hinzuziehen der Polizei konnte das verhindert werden. Auch der Strom sollte den Mietern auf Betreiben der Hausverwaltung abgestellt werden. Dazu sei sogar ein Fernsehteam eingeladen worden, das über den angeblichen „Stromklau“ berichten sollte. Nach Prüfung der Stromkästen entschuldigte sich die Bewag bei den Bewohnern für den Vorfall. Ende September wurde dann die Wasserleitung beschädigt und der Keller überflutet. Ein Gesprächsangebot der Bewohner wurde von der Format bisher abgelehnt.
bl
MieterMagazin 1+2/06
Die Bewohner suchen den Erfahrungsaustausch mit anderen Mietern der Format-Hausverwaltung.
Kontakt über E-Mail:
format-betroffene@gmx.de
01.08.2013