Das verschärfte Gesetz gegen Graffiti-Sprayer sollte die Lösung sein. Weil seit Herbst 2005 schon die „vorübergehende Veränderung des Erscheinungsbildes einer Sache“ strafbar ist und nicht erst deren erhebliche Beschädigung, die Gutachter aufwändig feststellen mussten, sollten Graffiti-Sprayer künftig konsequenter verfolgt werden können.
Von einem schnelleren Durchgreifen gegen Graffiti-Straftaten erhoffte man sich zudem, dass die jugendlichen Täter frühzeitig wieder auf die richtige Bahn kommen. Doch in Berlin ging der Schuss bislang nach hinten los. Nicht nur, dass die Zahl der Fälle in der Stadt keinesfalls rückläufig ist, sondern die Größe der Schäden nahm sogar eher zu. Karl Hennig, der Vorsitzende des Anti-Graffiti-Vereins „nofitti“, stellt fest: „Es wird flächendeckender gesprayt.“ Selbst Bezirke wie Steglitz und Dahlem würden jetzt beschmiert. Erinnert man sich daran, dass der damalige Innenminister Otto Schily 2005 die Sprayer nachts sogar mit Hubschraubern verfolgen ließ, sollte man sich inzwischen allerdings fragen, ob überzogene staatliche Aktionen der Sprayer-Szene nicht statt dessen einen zusätzlichen Kick geben. Natürlich werden inzwischen, wie nach jeder Gesetzesverschärfung, deutlich mehr Sprayer angezeigt. Ob auch mehr Strafen ausgesprochen werden, bleibt abzuwarten. Die ersten Verfahren werden gerade erst abgeschlossen. Bislang sind die Graffiti-Sprayer in Berlin jedenfalls nicht zu stoppen.
js
MieterMagazin 3/06
Trotz Gesetzesverschärfung nahmen die Schäden durch Graffiti zu
Foto: Jens Sethmann
31.07.2013