Betr.: MieterMagazin 4/06, Seite 11, Reiner Wild: „Der Modernisierungszug stockt“ und Seite 15, Jens Sethmann „Zeitlose Moderne“
Mut zum Widerstand
Wir haben uns gefreut, dass Sie unserem bisher durchaus Wirkung zeigenden Widerstand gegen ein Modernisierungsvorhaben der „Gehag“ – (eigentlich ein Etikettenschwindel) – Ihre Aufmerksamkeit gewidmet haben. Wir möchten hier noch eine Korrektur anfügen, die vielleicht künftig Betroffenen Mut zum Widerstand macht. Es handelt sich nicht um eine Zahl von etwa 50 Gerichtsverfahren – Nach unserer Kenntnis sind es mehr als doppelt so viele. Die Gehag sprach kürzlich sogar von einer Zahl von noch ausstehenden 170 Zustimmungen – und dies bei einer grundsätzlich friedlichen älteren Mieterschaft mit einer ausgeprägten Scheu vor juristischen Auseinandersetzungen.
Dann möchte ich auf einen Fehler hinweisen: Das Foto im Artikel „Zeitlose Moderne“ der Zehlendorfer Waldsiedlung Onkel Toms Hütte zeigt nicht die Siedlung von Taut, sondern die seit den 50er Jahren ursprünglich für die US-amerikanischen GIs erbaute Siedlung am Hüttenweg (heute zum „Parkviertel Dahlem“ hochstilisiert und in der Eigenwerbung von Apellas als „Familienoase“ bezeichnet). Schon die gegenwärtige Gestaltung der Fassadenfarben (abgesehen von weiteren Details wie Zahl der Stockwerke etcetera) hätte Taut sich im Grabe umdrehen lassen ebenso wie das heutige Konzept der marktwirtschaftlichen Verwertung. Das verbindet allerdings diese Siedlung mit unserer „Onkel Tom Siedlung“.
Barbara von Boroviczény, per E-Mail
Stimmt, die Leserin hat Recht. Die auf Seite 15 in Heft 4/06 ganz oben abgebildete Wohnanlage stammt weder von Bruno Taut, noch ist es die in den 20er Jahren errichtete Waldsiedlung. Es handelt sich vielmehr um die für die alliierten Streitkräfte der Amerikaner in den 50er Jahren gebaute Hüttenwegsiedlung. Wir bedauern das Versehen.
Die Redaktion
Betr.: MieterMagazin 4/06, Seite 14, Jens Sethmann: „Zeitlose Moderne“
Neue Maßstäblichkeit
Mich freuen Ihre architekturgeschichtlichen Artikel zur Moderne des 20. Jahrhunderts sehr, hier werden auch Vorurteile abgebaut, was nötig ist, aber bitte bauen Sie keine neuen auf: Eine Siedlung, die „zehn mal so hoch“ wäre wie die Wohnstadt Carl Legien wäre 50 Stockwerke hoch. Haben wir so was in Berlin? Nein. Der Nachkriegszeit ging nicht etwa der Maßstab verloren, wie Jens Sethmann schreibt, sondern sie fand einen neuen Maßstab. Entsprechend der Fortentwicklung der Moderne setzte man Baukörper in Beziehung, und dadurch entstand eine Maßstäblichkeit der jeweiligen Siedlung, ein Bezug der Teile untereinander. Die Maßstäblichkeit, von der der Autor spricht, ist eine Vorstellung der Postmoderne, die vormoderne Stadt – etwa die Mietskasernenstadt – würde mit ihrem Proportionensystem einen verbindlichen Maßstab bilden – warum denn eigentlich?
Roman Hillmann, per E-Mail
Betr.: MieterMagazin 4/06, Seite 14, Jens Sethmann: „Zeitlose Moderne“
Sightseeing
Vielen Dank für den interessanten Artikel über das Neue Bauen im Berlin der 20er Jahre. Sobald das Wetter etwas besser ist, werde ich die verschiedenen Siedlungen mal mit dem Fahrrad besichtigen.
Holger Braune, per E-Mail
Betr.: MieterMagazin 4/06, Seite 12: „Schuss nach hinten“
Perspektiven statt Verbote
Wenn ich mich bei meinen täglichen S-Bahn-Fahrten umschaue (ich gehe noch zur Schule), springen mir von Bänken, Scheiben, S-Bahn-Wagen, Aufgängen und natürlich Häusern und Mauern Graffiti ins Auge.
Zugegeben, manch‘ triste Mauer wird durch farbige Kunstwerke eher aufgewertet. Aber leider ist der größte Teil nur sinnlose und hohle Schmiererei! Wer sind die Urheber solcher Schandmale? Es sind Leute, die Aufmerksamkeit wollen! In einer Gesellschaft, in der gerade viele Jugendliche keine Perspektiven haben und dementsprechend auch die Aussicht auf Erfolge und positives Auffallen fehlen, bringt das Übertreten von Gesetzen erst den echten Kick – die Chance zum Auffallen, wenn auch negativ. Und schon hat es funktioniert mit der Aufmerksamkeit, die man sonst nicht bekommt: Sogar Gesetze werden geändert! – und provozieren zu neuen Schandtaten. Warum stellen wir nicht den talentierten Graffiti-Künstlern viel öfter offiziell triste Mauern zum Verschönern zur Verfügung? Und der große Rest der Sprayer braucht ein funktionierendes soziales Umfeld, Lehrstellen, berufliche Entwicklungsmöglichkeiten – da muss der Staat tätig werden! Perspektiven lösen Probleme besser als jedes Verbot!
Sophie Bollmann, per E-Mail
MieterMagazin 5/06
30.07.2013