Kohlendioxid hat gefährliche Eigenschaften: Es steigt in die Atmosphäre und trägt zum so genannten Treibhauseffekt bei. Vermutete Folge: Die jährliche Durchschnittstemperatur auf der Erde steigt. Befürchtet wird, dass sich durch die Klimaerwärmung Naturkatastrophen häufen. Emissionszertifikate und deren Handel sollen helfen, das Klima zu schützen.
Auf der Weltversammlung in Kyoto hat sich 1997 die Europäische Union verpflichtet, die Emissionen von sechs Klima schädigenden Treibhausgasen bis zum Jahr 2012 um acht Prozent gegenüber 1990 zu verringern. Daran beteiligen sich alle europäischen Staaten je nach ihren Möglichkeiten. Deutschland etwa will seinen Ausstoß um 21 Prozent reduzieren. Seit 2005 dürfen energieintensive Industrieanlagen deshalb nur noch eine zuvor festgelegte Höchstmenge an Kohlendioxid ausstoßen (emittieren), insgesamt jährlich maximal 503 Millionen Tonnen.
Handel zwischen Unternehmen
Wer mehr Kohlendioxid (CO2) emittieren will als ihm per Zertifikat erlaubt ist, muss sich das Recht dazu erkaufen. Die Nutzung der Umwelt ist also nicht mehr kostenlos, sondern hat einen Preis. Beispiel: Ein Unternehmen erhält das Recht („Zertifikat“) zum Ausstoß von einer Tonne CO2 jährlich. Ein anderes Unternehmen erhält ebenfalls ein solches Recht, aber beispielsweise für zwei Tonnen. Will das erste Unternehmen mehr Kohlendioxid emittieren, und schöpft das andere Unternehmen sein Zertifikat mit besagten zwei Tonnen nicht aus – etwa, weil es durch Modernisierung nur noch eine Tonne ausstößt -, kommen beide Firmen miteinander ins Geschäft: Die erste Firma kauft ein Zertifikat über eine Tonne CO2 von der zweiten. Das nennt man „Emissionshandel“.
Die Reduzierung der Treibhausgase ist in mehrere Abschnitte unterteilt: 2005 bis 2007 sowie 2008 bis 2012. Zum 1. März 2006 mussten die am Handel beteiligten Unternehmen erstmals den Behörden berichten, wie viel Emissionen sie 2005 tatsächlich verursachten. Noch während die Auswertung läuft, haben die Vorbereitungen für die zweite Handelsperiode bereits begonnen. Fest steht bereits, dass die Rahmenbedingungen verschärft werden und die Industrie dann acht Millionen Tonnen weniger CO2 emittieren darf, also nur noch 495 Millionen Tonnen. Das bedeutet, dass einige Unternehmen weitere Zertifikate hinzukaufen müssen, sofern sie ihre Emissionen nicht senken. An der Leipziger Börse, dem wichtigsten Handelsplatz für die Zertifikate, wechseln täglich bis zu 800.000 Tonnen CO2-Rechte den Besitzer. Mitte Februar kostete eine Tonne CO2 rund 28 Euro. Die Zertifikate für die erste Handelsperiode wurden vom Staat kostenlos verteilt.
Allerdings geraten Stromversorger seit geraumer Zeit in die Kritik. Ihnen wird vorgeworfen, nicht nur den tatsächlich gezahlten Handelspreis über den Strompreis an ihre Kunden weiterzugeben – also den Preis für den Zukauf weiterer Emissionsrechte -, sondern auch den fiktiven, niemals gezahlten Preis der ersten Zertifikate. Sie verbuchen diesen kostenlosen Wertzuwachs, vereinfacht ausgedrückt, als „Kosten“ für die Emission, mithin als Betriebskosten, verursacht durch die Stromproduktion. Das Bundeskartellamt hat bereits Untersuchungen gegen zwei Konzerne angekündigt.
Das Treibhausgas-Emissionshandelsgesetz (TEHG) sieht vor, dass der Staat die Emissionsrechte nicht kostenlos abgeben muss, sondern einen Teil auch versteigern darf. Dies sollte man auch tun, meint die Umweltschutzorganisation Greenpeace, und die Erlöse zum Beispiel in den Ausbau erneuerbarer Energien stecken. Und der SPD-Fraktionsvize Ulrich Kelber sagte dieser Tage der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, eine Auktion werde die Strompreise auch nicht weiter in die Höhe treiben, weil „die Strommonopolisten bereits heute den fiktiven Wert der Verschmutzungsrechte in den Preis einrechnen“. Greenpeace-Klimaexpertin Gabriela von Goerne warnt: „Energieerzeuger machen mit Klimazerstörung Gewinne, während wir dies mit höheren Strompreisen bezahlen müssen.“
alo
MieterMagazin 5/06
Wer mehr Abgase emittiert als erlaubt, muss sich das Recht künftig erkaufen
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Die Kyoto-Verpflichtung
Im japanischen Kyoto verpflichteten sich viele Industrieländer, den Ausstoß von sechs klimaschädlichen Gasen zu reduzieren. Im Jahr 1990 wurden in Deutschland 1014 Millionen Tonnen Kohlendioxid emittiert. Ende 2012 sollen die CO2-Emissionen 846 Millionen Tonnen nicht übersteigen.
Quelle: WWF Deutschland/Öko-Institut
30.07.2013