In der bunten Textsammlung „Hauptstadtbuch“ beantworten Wessis und Ossis deutscher und nichtdeutscher Herkunft die Frage: Wie lebt es sich in der Haupt-, vielleicht auch Weltstadt Berlin? Sehr persönlich und oft rückblickend werden kleine und große Momente in der zusammenwachsenden Stadt beschrieben.
Philipp Meinhold sinniert: „Wir fühlten uns als Berliner wie sich Wuppertaler als Deutsche fühlen.“ Sven Regner („Herr Lehmann“) hat eine Ode an die Currywurst verfasst, und an anderer Stelle wird das Berlinerische als Sprache thematisiert: „Biste inne S-Bahn jeboren?“ heißt es, wenn jemand vergisst, die Tür hinter sich zu schließen. Barbara Bollwahn berichtet von Erlebnissen mit ihrem bayrischen Untermieter, der zu dem Schluss kommt: „Berlin macht depressiv.“ Manche wünschen sich das „kuschelige Westberlin“ zurück, andere sind irritiert: Wer findet sich hier noch auf dem Alexanderplatz zurecht? Dafür kommt, wer in Gatow aufgewachsen ist, inzwischen nicht mehr „vom Land“.
Clara Luckmann
MieterMagazin 9/06
Hauptstadtbuch.
Herausgegeben von Werner Labisch und Jörg Sundermeier,
Verbrecher Verlag, Berlin, 2005
28.07.2013