Schon im Koalitionsvertrag zwischen SPD und CDU war „eine Bundesstiftung Baukultur“ vereinbart. Nachdem sie im Föderalismusstreit fast unterzugehen drohte, hat der Bundesrat ihrer Gründung nun zugestimmt und das Kabinett hat sie beschlossen.
Der Bundesdirektor des Deutschen Mieterbundes, Dr. Franz-Georg Rips, begrüßte die Stiftung ausdrücklich und kündigte aktive Mitarbeit an. „Zweck der Stiftung“ ist – so der Gesetzentwurf – „die Qualität, Nachhaltigkeit und Leistungsfähigkeit des Planungs- und Bauwesens in Deutschland national wie international herauszustellen und das Bewusstsein für gutes Planen, Bauen und Baukultur zu stärken.“ Deutsche Architektur soll ein Markenzeichen auch außerhalb Deutschlands werden. Deutschland hat die im europäischen Vergleich höchste Architektendichte, aber die Auftragslage im Inland ist bescheiden. In China oder den ehemaligen Staaten des Warschauer Paktes wird die Arbeit deutscher Architekturbüros hingegen zunehmend nachgefragt. Die Themen umspannen Industrie-, Verkehrs-, Städte- und Wohnungsbau ebenso wie Landschaftsplanung sowie die Gestaltung von Stadtteilen und öffentlichen Räumen – ein weites Aufgabenfeld, auf das die Stiftung mit Ausstellungen, Veranstaltungen und Publikationen sowie einem eigens geschaffenen Gremium, dem „Konvent der Baukultur“ einwirken will. Ein Etat von zunächst 2,5 Millionen Euro jährlich und ein Stiftungskapital von 250.000 Euro werden vom Bund zur Verfügung gestellt. Später sollen private Spenden den Einsatz staatlicher Mittel ersetzen.
Der Begriff Kultur wird im Zusammenhang mit dem Stiftungszweck eindeutig wertend im Sinne von „qualitätvollem Bauen“ gebraucht. Beim Teilbereich Wohnungsbau dürfte die spannendste Herausforderung darin liegen, sich im Dialog zwischen den Baubeteiligten, den Bauträgern, Fertighausherstellern, Wohnungsunternehmen, Architekten und nicht zuletzt den Nutzern dieser Bauwerke auf Qualitätsstandards und angemessene Verfahren zu ihrer Sicherung zu einigen. Schließlich hat die veränderte Wohnungsmarktlage mit zunehmenden Leerständen und mehr Wahlfreiheit die Rolle der Nachfrager als Gesprächspartner aufgewertet, wie DMB-Bundesdirektor Rips meint. Es werde sich zeigen, ob es zwischen den – ihrem Selbstverständnis nach – autonomen Architekten und dem breiten Publikum Verständigungsmöglichkeiten darüber gibt, was Qualität im Wohnungsbau ausmacht. Bislang waren Dialoge, wenn es sie gab, von wechselseitig attestiertem Unverständnis geprägt. Man darf gespannt sein, ob die Stiftung hier einen Brückenbau schafft.
ah
MieterMagazin 10/06
Wohnungsneubau: Wird die neue Baukultur-Stiftung zum Dialog zwischen Architekten und Nutzern beitragen?
Foto: Rolf Schulten
28.07.2013