Die rund 180 Bewohner der Stadtrandsiedlung Hobrechtsfelde sind in Sorge, dass ihre Wohnungen an profitgierige „Heuschrecken“ verschleudert werden könnten. Um dem zuvorzukommen, haben sie sich zu einer Mietergenossenschaft zusammengeschlossen.
Das Stadtgut Hobrechtsfelde wurde vor 100 Jahren zum Zweck der Bewirtschaftung der Berliner Rieselfelder gebaut. Noch heute sind Wirtschaftsgebäude und Wohnhäuser weitgehend erhalten und stehen unter Denkmalschutz. Nach mehrfachen Eigentümerwechseln gehört seit 2001 ein Großteil der ehemaligen Arbeiterwohnungen, etwa 70, der Wohnungsbaugesellschaft Gesobau. Seitdem wurde nur das Allernotwendigste gemacht, eine dringend erforderliche Sanierung der maroden Gebäude unterblieb. Gerüchte um einen geplanten Verkauf gibt es schon länger. Sie wurden bestätigt, als sich ein Bewohner beim Eigentümer als Kaufinteressent ausgab. Bei der Tochtergesellschaft der Gesobau, die für den Immobilienverkauf zuständig ist, wurde ihm gesagt, er müsse sich beeilen, es gebe Mitbewerber. „Wir befürchten, dass ein Privatinvestor die Siedlung edelsaniert oder platt macht, daher haben wir ein existenzielles Interesse am Erwerb von Hobrechtsfelde“, sagt Michael Trappiel, Sprecher der Genossenschaft in Gründung.
Die Voraussetzungen für ein solches Modell sind günstig, weil sich die Bewohner seit Jahrzehnten gegenseitig unterstützen, um die Siedlung vor dem Verfall zu bewahren. „Der Zusammenhalt und die Verbundenheit mit dem Dorf sind sehr groß“, sagt Trappiel. „Das größte Problem ist die Finanzierung. Und wir brauchen Zeit, um ein Konzept auf die Beine zu stellen.“ Die Gesobau dementiert dagegen Verkaufsabsichten. „Es gibt immer mal wieder Überlegungen, sich langfristig von dem Bestand zu trennen, weil er in Brandenburg liegt und damit gar nicht zu uns passt“, sagt Sprecher Matthias Gaenzer.
Aktuell habe man aber keine derartigen Pläne, zumal das Land Berlin die Vorgabe gemacht hat, keine weiteren Wohnungen zu veräußern. „Wir führen derzeit nur Gespräche mit der Genossenschaft und mit sonst niemanden“, betont Matthias Gaenzer.
Birgit Leiß
MieterMagazin 10/06
Hobrechtsfelde: Vor einem Verkauf an Dritte wollen die Bewohner ihre Siedlung selbst erwerben
Foto: Birgit Leiß
28.07.2013