Das Land Berlin dreht der Wohnungsbaugenossenschaft „Eigentum 2000“ den Geldhahn zu. Die Genossenschaft, der 1263 Wohnungen in Marzahn gehören, hätte zum Jahresende eine Sondertilgung an die Investitionsbank Berlin (IBB) zahlen müssen. Da sie das Geld nicht hatte und sowohl der Senat als auch das Abgeordnetenhaus einen Zuschuss verweigerten, ist „Eigentum 2000“ akut von der Insolvenz bedroht.
Bis zum 31. Dezember 2004 hätte die „Eigentum 2000“ 3,4 Millionen Euro an die IBB zurückzahlen müssen. Die IBB hatte der 1999 gegründeten Genossenschaft Anfang 2002 Kredite gegeben, damit sie 1210 Wohnungen zwischen Mehrower Allee und Wuhletalstraße von der Wohnungsbaugesellschaft Marzahn kaufen konnte. Die „Eigentum 2000“ hat die übernommenen Wohnungen mittlerweile komplett saniert, große Wohnungen wurden zum Teil in gefragte Zweizimmerwohnungen umgebaut. Trotzdem sank der Leerstand von anfangs 38 Prozent lediglich auf rund 20 Prozent. Die hohen Kosten der Sanierung und die schleppende Vermietung drücken auf die Bilanzen der „Eigentum 2000“ und machen es ihr unmöglich, die 3,4 Millionen Euro aufzubringen. Jetzige und ehemalige Vorstandsmitglieder werfen sich schon seit längerem gegenseitig Misswirtschaft vor.
IBB und Senat wollten den Genossen im Dezember noch eine Finanzhilfe von 5,8 Millionen Euro gewähren. Doch als die Opposition vor einem „zweiten Tempodrom“ warnte und die IBB neue Berechnungen anstellte, wonach der Zuschussbedarf der Genossenschaft langfristig sogar 14 Millionen Euro betrage, zog der Senat die Notbremse: Kurz vor Weihnachten wurde beschlossen, der „Eigentum 2000“ keine Zuschüsse mehr zu geben. Bei einer daraus folgenden Insolvenz muss das Land Berlin zwar mit einem Teil seiner Bürgschaft – vermutlich 22 bis 29 Millionen Euro – einspringen, doch durch eine Zwangsversteigerung der Wohnungsbestände könnte ein Teil davon wieder hereingeholt werden.
Bisher hat die IBB die Sondertilgung noch nicht eingefordert. Der Genossenschaftsvorstand sucht indessen nach Kooperationspartnern, um die Pleite doch noch abzuwenden. Besonders schmerzlich wäre ein Konkurs für die über 900 Genossenschaftsmitglieder: Ihre Einlagen wären Teil der Insolvenzmasse und damit unwiederbringlich verloren.
Jens Sethmann
MieterMagazin 1+2/05
Genossenschaft pleite, Einlage futsch? „Eigentum 2000“-Wohnungen an der Märkischen Allee in Marzahn
Foto: Kerstin Zillmer
26.04.2013