Seit 1. Juni 2005 darf Müll nicht mehr unbehandelt auf Deponien gelagert werden. Deshalb brauchten die Berliner Stadtreinigung (BSR) und der Berliner Senat für rund 463.000 von 983.000 Tonnen Restmüll, die nicht in Ruhleben verbrannt werden können, eine neue Entsorgung. Zu deren Sicherstellung wurde nach langem Gerangel über eine weitere Verbrennungsanlage im Jahre 2003 eine Ausschreibung beschlossen – zu spät, um noch pünktlich zum 1. Juni den Müll ausschließlich in Berliner Anlagen vorbehandeln zu können.
Immerhin: Die erste von zwei „Abfallaufbereitungsanlagen zur Herstellung von Ersatzbrennstoffen im mechanisch-physikalischen Stabilisierungsverfahren“ (MPS) konnte termingerecht im Bezirk Reinickendorf im Rahmen einer Public Private Partnership von ALBA und BSR in Betrieb genommen werden. Rund 160.000 Tonnen Restmüll werden dort im ersten Jahr mechanisch aufbereitet. Metalle und sonstige Störstoffe wie Sperrmüll werden aussortiert, der Müll wird getrocknet und in seine brennbaren und nicht brennbaren Teile getrennt. Die brennbaren Bestandteile werden entweder lose als „Fluff“ beziehungsweise nach einer Pressung zu „Pellets“ verwertet. Verkäuflich sind aber auch die getrennten Metalle, immerhin rund 9000 Tonnen. Die verbleibenden 20.000 Tonnen nicht brennbaren verrotteten Mülls, das „Inerte“, werden auf die den neuen Vorschriften entsprechenden Deponien in Brandenburg zur Endlagerung transportiert. Neben der Entsorgung im MPS-Verfahren werden jährlich 100.000 Tonnen zu einer rein mechanischen Aufbereitung nach Köpenick geliefert und rund 204.000 Tonnen jährlich werden bis zur Fertigstellung der MPS-Anlage in Pankow ins brandenburgische Schöneiche zur mechanisch-biologischen Aufbereitung gebracht. Ist die Pankower Anlage betriebsfertig, dann wird das Liefervolumen für Schöneiche auf rund 74.000 Tonnen jährlich reduziert.
Bis Ende 2006, so BSR-Pressesprecherin Sabine Thümler, wird es nicht zu einer weiteren Preissteigerung für die Müllentsorgung kommen. Vielleicht setzt sich gar die Forderung von Hartmann Vetter, Hauptgeschäftsführer des Berliner Mieterverein (BMV), und Dieter Blümmel, Pressesprecher von „Haus und Grund“ durch. Sie verlangen eine Reduktion der ab Januar 2005 kräftig gestiegenen Tarife.
Reiner Wild
MieterMagazin 8/05
Der neue Dreh: nicht verbrannter Müll in der Aufbereitung
Foto: ALBA/BSR
02.08.2013