In drei Wohnhäusern in Charlottenburg-Wilmersdorf waren im Juni Legionellen in extrem hoher, damit Gesundheit gefährdender Konzentration aufgetreten. Das Gesundheitsamt sprach ein generelles Duschverbot aus. Nach umfangreichen Arbeiten an den Sanitäranlagen können die Mieter jetzt wieder ihre Dusche benutzen.
Legionellen-Alarm in der Carmerstraße 18/19, der Uhlandstraße 1/2 und am Steinplatz 3. Die Häuser gehören der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL). Anfang Juli konnten die 130 Mieter in 65 Wohnungen wieder zuhause duschen.
Die Bakterien „Legionella pneumophila“ siedeln an den Innenwänden des Wasserrohres. Im Sprühnebel des Duschkopfes gelangen sie an die Luft und werden eingeatmet. „Wir durften wieder duschen, nachdem das Gesundheitsamt keine Legionellen-Werte mehr im Warmwasser nachweisen konnte“, sagt erleichtert Maria-Theresia Isele aus der Uhlandstraße.
Einen idealen Nährboden zur Ausbreitung bieten Wasserrohre mit 25 bis 50 Grad Temperatur. Bei Wassertemperaturen über 60 Grad sterben die Bakterien ab. So heiß sollte Wasser auch aus der Leitung kommen. Eine weitere sichere Brutstätte für die Legionellen sind nur sehr unregelmäßig benutzte Stränge. Eine Vorbeugungsmaßnahme ist, das so genannte Stagnationswasser ablaufen zu lassen.
Die stäbchenförmigen Bakterien können immer im Wasser sein. Trotzdem sind „Trinken und Speisenzubereitung in der Regel unproblematisch“, klärt das Landesamt für Gesundheitsschutz auf. Die Bakterien dürfen eben nur nicht in erhöhter Konzentration eingeatmet werden. Besonders gefährdet sind Menschen mit eingeschränkter Immunabwehr wie Hochbetagte, Kleinkinder und Kranke. Bei ihnen können die Bakterien die meldepflichtige Lungenentzündung „Legionellose“ verursachen. „400 Erkrankungen wurden im letzten Jahr vom Robert-Koch-Institut für Deutschland gemeldet, dabei starben 40 Patienten“, berichtet Dr. Frauke Tedsen-Ufer vom Gesundheitsamt Charlottenburg. Sie setzt aber eine hohe Dunkelziffer an, denn nicht alle Lungenentzündungen werden auf Legionellen untersucht. Grenzwerte für die Anzahl von Bakterien pro Liter existieren nicht.
Die Hausbesitzerin VBL musste die drei betroffenen Häuser umfangreich sanieren. Zunächst wurde eine thermische Desinfektion durchgeführt. Hierfür lieferte die Bewag das Warmwasser mit 90 Grad an. Die alten Wärmetauscher wurden ausgebaut, da sie nicht leistungsfähig genug waren und durch zwei neue ersetzt. „Die Handwerker legten auch Totleitungen still. Und wir sanieren die Warmwasserstränge weiter“, erläutert Markus Selinger von der VBL. Mieterin Isele ist noch skeptisch. „Wir hatten uns schon im vergangenen Jahr beschwert, dass das Wasser nur lauwarm aus der Leitung kam. Aber da hat der Eigentümer nichts unternommen!“ Spannend wird noch die Wasserabrechnung für den „Lauwarm-Zeitraum“ werden – die sie zu bezahlen ablehnt.
Clara Luckmann
MieterMagazin 9/05
Lauwarmes Wasser in der Leitung ist ihre ideale Brutstätte: Legionellen
Foto: Initiative Kupfer
17.12.2015