Berliner Haushalte müssen im Durchschnitt mehr als ein Viertel ihres Einkommens für die Bruttokaltmiete ausgeben. Erwerbslose und Singles haben noch eine deutlich höhere Wohnkostenbelastung. Das geht aus dem Mikrozensus 2010 hervor, den das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg Ende 2012 vorgelegt hat.
Der durchschnittliche Berliner Mieterhaushalt gibt 28,6 Prozent des monatlichen Nettoeinkommens für die Bruttokaltmiete aus. Die setzt sich zusammen aus Grundmiete plus Nebenkosten, aber ohne die Kosten für Heizung und Warmwasser. Für Einpersonenhaushalte ist die Mietbelastung erheblich höher: 32,1 Prozent ihres Einkommens müssen sie im Durchschnitt für die Wohnkosten aufbringen. 8,4 Prozent der Singles sind sogar gezwungen, mehr als die Hälfte für die Wohnung auszugeben. Noch mehr strecken müssen sich Erwerbslose: Sie zahlen im Schnitt 39,7 Prozent des Einkommens für die Wohnung. Bei 15,1 Prozent der Erwerbslosen fressen die Wohnkosten über die Hälfte ihres Geldes auf.
In Neukölln ist die Mietbelastung mit 30,7 Prozent am höchsten. Dies ist zwar der Bezirk mit der zweitniedrigsten Durchschnittsmiete, aber auch die Einkommen sind hier sehr niedrig. Die Lichtenberger Haushalte haben mit 26,7 Prozent die geringste Belastung. Die höchsten Bruttokaltmieten muss man in Charlottenburg-Wilmersdorf und Steglitz-Zehlendorf mit jeweils über 7 Euro zahlen.
Altbauten sind immer noch günstiger als Neubauten. In Häusern, die vor 1949 gebaut wurden, beträgt die durchschnittliche Bruttokaltmiete 6,53 Euro pro Quadratmeter, in nach 1990 errichteten Gebäuden hingegen 8,89 Euro. Auch die Wohnungsgröße wirkt sich auf den Quadratmeterpreis aus: Für kleine Wohnungen unter 40 Quadratmetern muss man im Schnitt 7,54 Euro bruttokalt zahlen, bei Wohnflächen zwischen 60 und 120 Quadratmetern liegt der Preis um 6,61 Euro.
85 Prozent der Berliner sind Mieter
Neben der Mietbelastung liefert der Mikrozensus weitere interessante Zahlen. Von den knapp 1,9 Millionen Berliner Wohnungen werden 85,1 Prozent vermietet und 14,9 Prozent vom Eigentümer bewohnt. Die durchschnittliche Wohnung ist 72,6 Quadratmeter groß, Mietwohnungen haben im Schnitt 66,6 Quadratmeter. Statistisch leben in jeder Wohnung 1,8 Personen. Der Wohnflächenkonsum ist weiter leicht gestiegen. Durchschnittlich bewohnt jede Person 41,4 Quadratmeter, 2006 waren es 39,9 Quadratmeter. In Mietwohnungen ist der Flächenverbrauch mit 39,3 Quadratmeter etwas geringer. In Berlin gibt es immer noch eine beachtliche Anzahl an Ofenheizungen: 52.800 Wohnungen werden mit Einzelöfen beheizt. Davon sind 25.800 mit Kohleöfen ausgestattet, der Rest hat elektrische oder gasbefeuerte Einzelraumheizer.
Jens Sethmann
MieterMagazin 1+2/13
In Berlin sind noch 25.800 Wohnungen mit Kohleheizung ausgestattet
Foto: Christian Muhrbeck
Statistischer Bericht über den Mikrozensus 2010 im Internet unter
www.statistik-berlin-brandenburg.de/
Publikationen/Stat_Berichte/2012/
SB_F01-02-00_2010j04_BE.pdf
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„Kleine Volkszählung“
Der Mikrozensus gilt als „kleine Volkszählung“. Jedes Jahr wird bundesweit ein Prozent der Bevölkerung befragt, in Berlin sind das 18.000 Haushalte. Im Jahr 2010 gab es eine Zusatzerhebung zur Wohnsituation. Die Auswertung dauerte über zwei Jahre. Beim Vergleich der Wohnkostenbelastung mit anderen Bundesländern ist Vorsicht geboten, denn das Statistische Bundesamt und die Landesämter benutzen verschiedene Berechnungsmethoden. Während das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg erst die Wohnkostenbelastung der einzelnen Haushalte ermittelt und anschließend daraus den Durchschnitt bildet, zählt das Bundesamt zunächst alle Einkommen und alle Mieten zusammen und errechnet daraus den Prozentsatz. So kommt das Bundesamt für Berlin auf eine deutlich geringere Mietbelastungsquote von 23,6 Prozent.
js
17.08.2013