In der Innenstadt wohnt man günstiger als am Stadtrand oder im Berliner Umland – jedenfalls wenn man die Ausgaben für Fahrten mit dem Auto oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln hinzurechnet. Diese überraschende Erkenntnis verkündet eine neue Studie der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.
Gerade für Familien sind die niedrigeren Miet- und Kaufpreise im Umland oft ein überzeugendes Argument. Doch die vermeintliche Ersparnis wird durch höhere Ausgaben für das Auto ganz oder teilweise aufgezehrt, weiß die Studie der Stadtentwicklungsverwaltung. Untersucht wurden 27 Haushaltstypen unterschiedlicher Größe, Altersstruktur und Einkommensniveau. Das Ergebnis: In der Innenstadt muss eine Modellfamilie 1100 Euro aufbringen, um auf 80 Quadratmetern zur Miete zu wohnen und mobil zu sein. In Falkensee müsste sie 1365 Euro zahlen, in der Umlandgemeinde Neuenhagen sogar mehr als 1470 Euro. Das hat vor allem einen Grund: Haushalte am Stadtrand und im Umland haben sehr viel häufiger ein oder sogar zwei Autos, und sie brauchen verglichen mit autofahrenden Innenstadtbewohnern wesentlich mehr Sprit, um zur Arbeit zu kommen oder soziale Kontakte zu pflegen. Wer in der City wohnt, kann dagegen viele Wege bequem und schnell mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Fahrrad zurücklegen.
„Wohnen in der Stadt und in gut an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossenen Gebieten lohnt sich für alle Haushalte“, erklärte Ephraim Gothe, Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Der Aspekt der Mobilität und seiner Kosten müsse auch bei der Planung künftiger Neubaugebiete berücksichtigt werden.
Basierend auf den Ergebnissen der Studie soll es demnächst im Internet einen Kostenrechner für private Haushalte geben. Solche Wohn- und Mobilitätsrechner gibt es bereits in München und Hamburg. Wohnungssuchende können sich dort, zugeschnitten auf ihre individuelle Situation, ausrechnen lassen, ob das Häuschen im Grünen oder die City-Wohnung günstiger sind. Auch der Zeitaufwand für Fahrten wird in die Rechnung mit einbezogen.
Birgit Leiß
MieterMagazin 7+8/13
Wer im Umland wohnt, wohnt teurer – wenn man die Fahrtkosten berücksichtigt
Foto: Sabine Münch
16.08.2013