Heizen mit Strom ist nicht umweltfreundlich und wird es nie sein. In der seit Oktober 2009 gültigen Energieeinsparverordnung (EnEV) wurde deshalb festgelegt, die als Energiefresser geltenden, vor 1990 installierten Nachtspeicheröfen bis Ende 2019 aus dem Verkehr zu ziehen. Im Mai hat der Bundestag dieses Verbot der Nachtspeicheröfen zurückgenommen.
Der Bundestagsabgeordnete Franz Obermeier (CDU/CSU), der sich nach eigener Aussage „unvoreingenommen und sachlich mit wirtschafts- und umweltpolitischen Fragen“ beschäftigt, verwies in der Bundestagsdebatte darauf, dass der Stromversorger RWE derzeit ein neues Steuerungskonzept für Stromspeicherheizungen erprobt. Die Aufhebung des Verbots der Nachtspeicheröfen sei deshalb „ein wichtiges politisches Signal, um technologische Pilotprojekte anzureizen“.
Vermutet wird von Umweltverbänden allerdings, dass für die Versorger eine andere Überlegung eine wichtige Rolle spielt. Die noch vorhandenen rund 1,4 Millionen Nachtspeicheröfen ersparen RWE und Co., die seit der überhastet eingeleiteten Energiewende – dem Atomausstieg und dem Ausbau der erneuerbaren Energie – Probleme haben, ihren bei viel Sonnenschein und starkem Wind zu viel produzierten Strom weiterzuleiten und zu speichern, Milliardeninvestitionen, wenn sie als Puffer, als quasi dezentrale Batterien, weiter am Netz bleiben.
Billig sind die Stromfresser auch nicht mehr, denn seit 1995 hat sich der Durchschnittspreis für Nachtstrom von 4,5 auf 17 Cent pro Kilowattstunde mehr als verdreifacht. Tagstrom ist im gleichen Zeitraum „nur“ um die Hälfte teurer geworden – von 17 auf 25 Cent. Nachtstrom bieten zudem meist nur die Grundversorger an, ein Wechsel zu günstigeren Anbietern ist kaum möglich.
Eine 80 Quadratmeter große Wohnung mit Nachtspeicheröfen verbraucht im Jahr immerhin rund 12.000 Kilowattstunden Heizstrom. „Der scheinbar saubere Strom aus der Steckdose kommt zumeist aus klimabelastenden Kohlekraftwerken und gefährlichen Atomkraftwerken“, kritisiert der Umweltverband BUND. Für Andree Böhling, Energieexperte von Greenpeace, ist die Entscheidung des Bundestages ein Zeichen unverhohlener Klientelpolitik. Fazit: Die Stromfresser müssen vom Netz.
Rainer Bratfisch
MieterMagazin 7+8/13
Ausstieg aus dem Ausstieg für die Nachtspeicherheizung
Foto: elektroheizung24.de
04.06.2018