Die auf dieser Seite abgedruckten Beiträge sind Meinungsäußerungen von Lesern zu Berichten im MieterMagazin und geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.
Betr.: MieterMagazin 6/2013, Seite 20, Jens Sethmann:
„Preiswerte Neubauwohnungen: Der Senat überlegt –
zwei Bezirke handeln“
Besser als nichts – oder: Besser nichts?
Das Freudenberg-Areal ist die letzte Freifläche in einem Stadtteil (Friedrichshain-Ost), der seit einigen Jahren sowohl unter einem enormen Grünflächenmangel als auch unter einem Verdrängungsprozess durch steigende Mieten leidet. Jede Baulücke wird mit Eigentumswohnungen zugebaut. Der Investor Leibfried von „Bauwert“ plant auf dem Areal 50.000 Quadratmeter Wohnfläche, von denen 20.000 Quadratmeter als Eigentumswohnungen verkauft werden sollen. Von den verbliebenen 30.000 Quadratmetern sind 3000 Quadratmeter als Hartz IV-kompatible Wohnungen vorgesehen. Die vielmals zitierten „10 Prozent“ besagen also gar nichts, da vorher die Eigentumswohnungen herausgerechnet wurden. De facto sind es 6 Prozent bezahlbarer Wohnraum, dass heißt 94 Prozent der Wohnfläche befinden sich in einem, auch für herkömmliche Einwohner kaum erschwinglichen Preissegment. Dank der Beharrlichkeit des Bürgervereins Traveplatz-Ostkreuz kamen drei runde Tische mit Investor, Ex-Bürgermeister Schulz und vielen interessierten und engagierten Anwohnern zustande. Hier kamen die eklatante Unterversorgung mit Grünflächen – 10 Prozent des Richtwertes für Berlin – und die katastrophale Situation an den überfüllten Grundschulen zur Sprache. Jeder stadtplanerisch sinnvolle Alternativvorschlag wurde als illusorisch abgetan. Schulz beharrte aus unerfindlichen Gründen auf Leibfrieds „Blockmonster“. Umso ärgerlicher, dass das MieterMagazin sich auf die Seite des Investors stellt.
Selbstverständlichkeiten wie die Eigenversorgung an Kitaplätzen werden positiv herausgehoben. Es ist von finanziellen Einbußen (4,5 Millionen Euro) des Investors durch den preiswerten Wohnraum die Rede. Unerwähnt bleibt leider, dass der erwartete Profit mindestens das Zehnfache beträgt. Leider ist „nichts“ doch manchmal besser!
Weitere Informationen: block74.traveplatz-berlin.de
S. Lehnig per E-Mail
Betr.: MieterMagazin 7+8/2013, Seite 8:
Jens Sethmann: „GSW – Mieterhöhung mit Garantie“
Es kann sich auch lohnen
Es mag sein, dass die Mehrheit der Staffelmietverträge abgeschlossen wird, um die Mieter zu benachteiligen. Ein Staffelmietvertrag kann sich für den Mieter aber dann lohnen, wenn der Vermieter eine Neuvertragsmiete innerhalb des Mietspiegels und nicht schon weit darüber verlangt, wie es derzeit Praxis ist. Ich hatte einmal von mir aus um einen Staffelmietvertrag gebeten, um für mich eine fünfjährige Planungssicherheit mit von mir vorgegebenen Konditionen zu haben.
Der Hintergrund war folgender: Meine erste „richtige“ Wohnung in Berlin hatte ich 2001 von einem Privateigentümer zur marktüblichen Neuvertragsmiete, die damals noch im Bereich des Mietspiegels lag, angemietet. Nach nur 15 Monaten flatterte mir ein Mieterhöhungsverlangen von über 17 Prozent ins Haus. Die konnte ich noch etwas herunterhandeln, aber meine Verärgerung war groß.
Meine zweite Wohnung hatte ich 2005 ebenfalls zur marktüblichen Neuvertragsmiete, immer noch im Rahmen des Mietspiegels, angemietet. Der Verwalter sagte mir mündlich zu, dass die Miete zwei Jahre lang nicht erhöht werden solle. Laut Mietspiegel wären 75 Euro mehr möglich gewesen. Um hier Sicherheit vor bösen Überraschungen zu haben, bat ich um einen Staffelmietvertrag: die ersten zwei Jahre lang keine Mieterhöhung, dann drei jährliche Staffeln von circa 2 Prozent als Inflationsausgleich, kein Kündigungsausschluss. Also binnen fünf Jahren Laufzeit nur 33 Euro mehr, statt der möglichen 75 Euro nach 15 Monaten. Der Vermieter hatte sich darauf eingelassen. Es geht also auch so.
S. Gerhold per E-Mail
Betr.: MieterMagazin 4/2013, Seite 20: Wiebcke Schönherr:
„Migranten und der Wohnungsmarkt – Nicht mit Kopftuch“
Zu einseitig
Es steht völlig außer Frage, das eine Aussage wie „An Neger vermieten wir nicht“ die Menschenwürde verletzt – es stellt sich mir jedoch die Frage, was genau dieser Sachverhalt mit den geschilderten Mieterhöhungen für arabische und türkische Familien zu tun hat. Plumper Rassismus scheint ja gottlob keine Rolle zu spielen, da polnische Mieter verschont blieben.
Für mein Empfinden ist der Beitrag etwas zu einseitig und reißerisch geschrieben. Es steht vollkommen außer Frage, dass es auch in Berlin rassistische Vermieter geben wird. Aber bei diesem Artikel schwebt der Vorwurf generalisiert im Raum, obwohl es ganz rationale, wirtschaftliche Gründe für eine Mieterhöhung geben kann.
Der Name des Leserbriefschreibers ist der Redaktion bekannt.
MieterMagazin 9/13
15.11.2013